Bei zwei neuen Terroranschlägen auf Touristen sind am Samstag in der ägyptischen Hauptstadt Kairo elf Menschen verletzt worden, darunter sieben Ausländer. Alle drei Attentäter kamen ums Leben. Bei den Verletzten handelt es sich um ein israelisches Ehepaar, vier Ägypter, zwei Italiener, zwei Kanadier und einen Schweden. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen stehen beide Attentate in Zusammenhang mit dem Anschlag im Kairoer Touristenbasar Khan al- Khalili vor drei Wochen, bei dem ein Selbstmordattentäter zwei Franzosen und einen Amerikaner mit in den Tod gerissen hatte.
Wie Augenzeugen berichteten, sprang am Nachmittag ein junger Ägypter mit einem Sprengsatz von einer Brücke in der Nähe des Ägyptischen Museums. "Ich habe ein älteres Ehepaar gesehen, beiden lief Blut über das Gesicht, aber sie konnten noch laufen", sagt ein älterer Mann. Ein anderer sieht, wie die weitgehend verstümmelte Leiche des Attentäters mit Zeitungsseiten bedeckt wird. Nur die unversehrten Beine schauen noch heraus. Innerhalb kürzester Zeit versammeln sich an dem belebten Platz bis zu 2000 Schaulustige.
Keine zwei Stunden vergehen, da macht in Kairo schon die nächste Hiobsbotschaft die Runde. Zwei junge Frauen mit schwarzen Gesichtsschleiern haben in der Nähe der Kairoer Zitadelle auf einen Touristenbus geschossen. Sicherheitskräfte erschießen die Attentäterinnen. Die Touristen bleiben unverletzt.
Bei dem Mann, der sich mit einem primitiven, selbst gefertigten Sprengsatz von der Brücke gestürzt hat, soll es sich angeblich um einen per Haftbefehl Gesuchten handeln, der an der Planung des Anschlags im Kairoer Khan-al-Khalili-Basar beteiligt gewesen sein soll. Die beiden verschleierten Frauen sollen mit einem der Täter des Anschlags vor drei Wochen verwandt sein. Der Selbstmordattentäter, der sich in dem Touristenbasar in die Luft gesprengt hatte, war als 18 Jahre alter Student identifiziert worden.
Mit den jüngsten Anschlägen ist das Schreckgespenst des islamistischen Terrors nach Jahren der Ruhe endgültig nach Ägypten zurückgekehrt. Experten gehen jedoch bislang nicht davon aus, dass die ägyptischen Terrororganisationen Dschihad und Gamaat Islamija, die in den 90er Jahren Touristen in Ägypten getötet hatten, an der neuen Gewaltserie beteiligt sind. Vielmehr glauben sie an eine lokale Terrorzelle, die von der Hasspropaganda des Terrornetzwerks El Kaida von Osama bin Laden angestachelt wurde. Drei zeitgleiche Terroranschläge auf der Sinai-Halbinsel im vergangenen Oktober hatte die ägyptische Polizei als Werk einer lokalen Gruppe dargestellt, die damit angeblich auf die israelische Besetzung palästinensischer Gebiete reagierte. Damals waren 34 Menschen getötet worden, vorwiegend israelische Touristen.
Anne Beatrice Clasmann/DPA