Die syrische Armee ist am Donnerstag in ein Dorf an der Grenze zur Türkei eingedrungen. Hunderte Soldaten hätten das Dorf Chirbet el Dschos am Morgen mit Panzern besetzt, sagte ein Menschenrechtsaktivist der Nachrichtenagentur AFP per Telefon. Augenzeugen auf türkischer Seite sagten, sie hätten am frühen Morgen Panzer und Soldaten nahe der Grenze gesehen. Am Dienstag waren aus der Nähe des auf einem Hügel über der Grenze gelegenen Dorfes bereits Gewehrfeuer und Explosionen zu hören gewesen.
Angesichts der Truppenbewegungen überquerten am Donnerstag erneut hunderte Syrer nahe des türkischen Dorfes Güvecci die Grenze, wie ein AFP-Journalist berichtete. Seit Tagen campieren tausende Flüchtlinge in provisorischen Unterkünften, die sie auf syrischer Seite entlang der Grenze errichtet haben. Sie fürchten, nicht wieder in ihre Heimat zurückkehren zu können, wenn sie einmal die Grenze überquert haben. Ihren Angaben zufolge haben die türkischen Grenzposten ihnen aber zugesichert, bei Gefahr die Grenze passieren zu dürfen.
Auf türkischer Seite wurden die Flüchtlinge von Sicherheitskräften in Empfang genommen, die mit Minibussen vor Ort war. Eine zweite Gruppe von mehreren hundert Syrern befand sich auf dem Weg in Richtung der Fahrzeuge. Der Rote Halbmond hat in der Provinz Hatay fünf Flüchtlingslager errichtet, um die Flüchtlinge aufzunehmen. Bisher befinden sich 10.200 Menschen in den Lagern. Die Verletzten werden in das knapp 40 Kilometer weiter nördlich gelegene Krankenhaus von Antakya gebracht.
Syrische Oppositionelle riefen unterdessen im Internet für Donnerstag zu einem landesweiten Generalsstreik auf, um am 100. Tag der Proteste gegen Präsident Baschar el Assad der Opfer der Repression zu gedenken. Auf der Facebook-Seite "Syrian Revolution 2011", die eine Schlüsselrolle bei der Organisation der Proteste spielt, wurde zudem wie in den Wochen zuvor für Freitag nach dem Mittagsgebet unter dem Slogan "Verlorene Legitimität" zu erneuten #link;1697239;Protesten gegen die Regierung# aufgerufen.