In Großbritannien kostete die Bescheinigung zur Anerkennung des Geschlechts 140 Pfund. Umgerechnet sind das etwa 162 Euro, die vor allem Transgender-Personen an den Staat bezahlen mussten. Dieser Preis wurde nun auf nur fünf Pfund (knappe sechs Euro) gesenkt.
Nachdem die zuständigen Minister sich gegen weitergehende Reformen entschieden hatten, versprachen sie im vergangenen September, die Kosten für eine legale Geschlechtsumwandlung zu senken. Die Regierung schätzt, dass es zwischen 200.000 und 500.000 Transgender-Personen in Großbritannien gibt, obwohl die tatsächliche Zahl nicht bekannt ist.
Heftige Debatte im September
2018 sollte eine Arbeitsgruppe herausfinden, wie Transgender-Personen in England und Wales ein sogenanntes Zertifikat zur Anerkennung des Geschlechts ("gender recognition certificate"; GRC) beantragen können. Das GRC ist notwendig, um das erworbene Geschlecht in der Geburts- und Heiratsurkunde eintragen zu lassen. Im Zuge dieser Nachforschungen wurde der bestehende Prozess, der zwei medizinische Gutachten erfordert, als zu kostspielig und bürokratisch kritisiert.
Im September 2020 gab die Regierung nach einer heftigen Debatte bekannt, dass der Prozess nicht grundlegend reformiert würde. Laut BBC fürchtete man mögliche Auswirkungen einer Gesetzesänderung. Dennoch versprach man die Beantragung "freundlicher und unkomplizierter" zu machen.
34 Prozent der Transgender-Personen hielten die Kosten für zu hoch
Wie Liz Truss, Ministerin für Frauen und Gleichberechtigung, in einer Erklärung nach dem Inkrafttreten der Senkung sagte, hatten in der nationalen LGBT-Umfrage 34 Prozent der Transgender-Personen angegeben, "dass die Kosten für die Beantragung des Zertifikats sie davon abhielten, dies zu tun."
Nun sei die "Barriere" beseitigt und sie sei stolz darauf, den Prozess fairer und einfacher gemacht zu haben. Man arbeite jetzt "mit Hochdruck" daran, den Antragsprozess online möglich zu machen.

Kritik reißt nicht ab
Trotz der Senkung der Gebühren hagelt es weiter Kritik. Einige LGBT-Organisationen fordern weiterhin eine grundlegendere Reform. Lee Clatworthy, von der nationalen Transgender-Wohltätigkeitsorganisation "Sparkle", sagte der BBC, der Prozess sei noch immer "übermäßig langwierig". Eine Reduzierung der Kosten würde nicht dazu führen, "dass sich mehr Menschen melden".
Die CEO von "Stonewall", der bekanntesten Organisation für Lesben, Schwule, Bi- und Transsexuelle in Großbritannien, meldete sich ebenfalls zu Wort. Nancy Kelley sagte zur BBC, dass die Kostenreduzierung und Straffung des Antragsverfahrens kein Ersatz für eine "bedeutende Reform" seien.
Quelle: BBC