Ein libysches Gericht hat zwei seit rund eineinhalb Jahren festgehaltene Schweizer zu Gefängnisstrafen von 16 Monaten verurteilt. Als Begründung wurden am Dienstag in Tripolis Verstöße gegen Visumsvorschriften angeführt. Zudem müssen die Geschäftsleute ein Strafe von 1.500 Dollar (1.000 Euro) zahlen. Sie befinden sich seit November in der Obhut der Schweizer Botschaft in Tripolis.
Das Schweizer Außenministerium erklärte, die Männer seien "wegen angeblicher Visavergehen in absentia" verurteilt worden und könnten die Entscheidung anfechten. Das Urteil folgte demnach einen Tag auf das überraschende Referendum für ein Bauverbot für Minarette in der Schweiz. Das Außenministerium hatte am Sonntagabend erklärte, man hoffe, dass das Abstimmungsergebnis keine negativen Folgen für die in Libyen festgehaltenen Schweizer habe.
Die Geschäftsleute wurden am 19. Juli 2008 in der libyschen Hauptstaft in Polizeigewahrsam genommen und später wegen Verstößen gegen Einreise- und Aufenthaltsbestimmungen angeklagt. Auslöser des Vorfalls war die zeitweise Festnahme von Hannibal Gaddafi wenige Tage zuvor, einem Sohn des libyschen Staatschefs. Er war mit seiner Ehefrau Aline in einem Genfer Luxushotel verhaftet und von der Polizei zwei Tage in Gewahrsam genommen worden. Bedienstete warfen dem Ehepaar vor, sie misshandelt zu haben. Anfang September 2008 zogen sie die Anzeige aber zurück, worauf die Staatsanwaltschaft das Strafverfahren einstellte.
Die Verhaftungsaktion in Genf löste eine Krise zwischen Libyen und der Schweiz aus, verbunden mit dem Abzug von Milliardengeldern durch Libyen, einem Einbruch der Handelsbeziehungen zwischen den beiden Ländern und einem massiven Rückgang der libyschen Öllieferungen.