Machtkampf in Inguschetien Präsident bei Attentat schwer verletzt

Neue Gewalt im Nordkaukasus: Der Präsident der russischen Teilrepublik Inguschetien ist bei einem Anschlag schwer verletzt worden. Über den Zustand von Junus-Bek Jewkurow gibt es unterschiedliche Angaben. Zwei seiner Leibwächter wurden bei dem Attentat getötet.

Der Präsident der südrussischen Kaukasusrepublik Inguschetien, Junus-Bek Jewkurow, ist bei einem Autobombenanschlag verletzt worden. Zwei Leibwächter wurden getötet und ein weiterer Begleiter nach offiziellen Angaben verletzt. Jewkurows Zustand wurde von Krankenhaussprechern als kritisch bezeichnet. Sein Sprecher sagte dagegen, der Präsident habe eine schwere Gehirnerschütterung und mehrere Rippenbrüche erlitten, sei aber außer Lebensgefahr.

Der Anschlag auf Jewkurow war bereits der dritte in der Nachbarrepublik Tschetscheniens in den vergangenen drei Wochen. Am 10. Juni wurde die stellvertretende Vorsitzende des Obersten Gerichts erschossen, nachdem sie ihre Kinder in den Kindergarten gebracht hatte. Drei Tage später wurde ein früherer stellvertretender Ministerpräsident vor seinem Haus niedergeschossen, am 5. Juni wurde der Polizeichef der Region von einem Scharfschützen bei einer Hochzeit erschossen.

Der ungelöste Konflikt mit Tschetschenien, aber auch Armut und wirtschaftliche Perspektivlosigkeit, Korruption, Rivalitäten zwischen ethnischen Gruppen und ein Erstarken radikaler islamischer Gruppen gelten als Ursache der extrem gespannten Lage in der russischen Kaukasusregion.

Kremlchef Dmitri Medwedew verurteilte in Moskau den jüngsten Anschlag als feige Tat von "Banditen", denen nicht gefalle, dass der seit Oktober 2008 amtierende Präsident "in der Region Ordnung schafft". Er wies das Innenministerium und den Geheimdienst an, die Hintergründe der Bluttat aufzuklären. Medwedew hatte unlängst bei einer Reise in die russische Republik Dagestan einen entschiedenen Kampf gegen die Terroristen im Nordkaukasus angekündigt. In dem Konfliktgebiet kämpfen islamistische Rebellen gegen russische Sicherheitskräfte. Wegen der Gewalt-Zunahme in der Region will Moskau ab Ende Juni mit rund 8500 Soldaten sowie etwa 650 Panzern und gepanzerten Fahrzeugen ein ausgedehntes Anti-Terror-Manöver im Nordkaukasus abhalten.

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AP/DPA/Reuters