Die Schweizer Bundespräsidentin und Außenministerin Micheline Calmy-Rey tritt Ende des Jahres zurück. Sie habe dem Nationalratspräsidenten Jean-René Germanier ihr Rücktrittsschreiben am Mittwoch zugestellt, sagte die Sozialdemokratin vor der Presse. Die 66-Jährige sitzt seit neun Jahre in der Koalitionsregierung und ist damit dienstälteste Ministerin. Zusätzlich zu dieser Funktion bekleidet Calmy-Rey im laufenden Jahr auch das vor allem repräsentative Amt der Bundespräsidentin.
Die Schweizer Regierung, der Bundesrat, wird alle vier Jahre vom Parlament, der Bundesversammlung, gewählt. Die Bundesversammlung wählt überdies jährlich im Dezember den Bundespräsidenten der Schweiz. Calmy-Reys Nachfolger in der Regierung wird am 14. Dezember gewählt.
Die Genferin hatte sich von der auf Diskretion bedachten Schweizer Außenpolitik verabschiedet und trat für eine Öffnung des Landes ein. In der Bevölkerung gehört sie zu den beliebtesten Regierungsmitgliedern. Calmy-Rey war auch während der sogenannten Libyen-Affäre Außenministerin der Schweiz. Nach einer vorübergehenden Festnahme von Hannibal Gaddafi, einem Sohn des langjährigen libyschen Machthabers Muammar el Gaddafi, in Genf hatte Libyen monatelang zwei Schweizer Staatsbürger festgehalten. Die Affäre ließ die Umfragewerte der Chefdiplomatin sinken.