Jordanien ist als bisher einziges arabisches Land zur Entsendung von Truppen in den Irak bereit. "Wenn der Irak uns direkt um Hilfe bittet, wird es für uns sehr schwer sein, Nein zu sagen", erklärte der jordanische König Abdullah II. in einem am Donnerstagabend ausgestrahlten BBC-Interview. In einem Gespräch mit der Tageszeitung "The Times" (Freitagausgabe) lobte Abdullah den Chef der neuen irakischen Übergangsregierung, Ijad Allawi, als "mutigen und fähigen" Politiker. "Er ist genau das, was der Irak braucht."
Bislang hatten alle arabischen Staaten US-Vorschläge für eine militärische Beteiligung im Irak strikt abgelehnt. Beobachter rechnen aber auch jetzt nicht damit, dass die irakische Übergangsregierung auf das Angebot des jordanischen Königs eingehen wird. Denn die Regierung in Bagdad hat mehrfach betont, eine Entsendung von Truppen aus den Nachbarstaaten sei nicht erwünscht, da diese Staaten im Irak möglicherweise auch eigene Interessen verfolgten
Tabuthemen werden nun offen diskutiert
Abdullah vertrat in dem Interview der "Times" die Ansicht, dass immer mehr arabische Staaten es ablehnten, US-Vorstellungen von Demokratie und Reform zu folgen. Sie seien dadurch aber in jüngster Zeit "gezwungen" worden, ihre eigenen Vorstellungen über mehr Demokratie zu artikulieren. "Themen, die noch vor sechs Monaten im gesamten Nahen Osten völlig tabu waren, werden jetzt offen diskutiert", sagte Abdullah.
Die Fortsetzung des Nahost-Friedensprozesses zur Lösung des Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern sei der "beste Weg", den Terrorismus zu bekämpfen, fügte der jordanische König hinzu. Zugleich warnte er, dass dem Nahen Osten bei der Terrorbekämpfung ein "hartes Jahr" bevorstehe.