Unruhen in Myanmar Frau eines getöteten Demonstranten: "Er sagte, es sei es wert, dafür zu sterben"

Unruhen in Myanmar: Frau eines getöteten Demonstranten: "Er sagte, es sei es wert, dafür zu sterben"
© Reuters
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"Er sagte, es sei es wert, dafür zu sterben. Er war besorgt darüber, dass die Menschen sich dem Protest nicht anschließen würden. Wenn dies eintreffe, werde die Demokratie nicht mehr zurückkehren. Jetzt erfahren wir, dass er verstorben ist. Ich kann seinen toten Körper aber noch nicht sehen", sagt die Ehefrau des getöteten myanmarischen Demonstranten Chit Min Thu. Er hatte am Donnerstag bei einer Demonstration gegen den Putsch am 1. Februar und für die Rückkehr zur Demokratie teilgenommen, bei der mindesten sieben Menschen ums Leben gekommen sind. Seit das Militär die Macht an sich gerissen und die zivile Regierung abgesetzt hat, kommt es praktisch täglich zu Massendemonstrationen. Im Zentrum von Myaing waren am Donnerstag Schüsse zu hören. Schüsse von Einsatzkräften, die in Richtung von Demonstrierenden abgefeuert wurden. Hier kamen mindestens sechs Menschen ums Leben. Ein Augenzeuge berichtete der Nachrichtenagentur Reuters per Telefon, dass die Sicherheitskräfte gezielt auf die Menge geschossen hätten. Nach Angaben der Gefangenenhilfsorganisation AAPP wurden bereits mehr als 60 Menschen getötet und rund 2000 festgenommen. Unter den Festgenommenen ist auch die bisherige De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi. Die Militärführung warf ihr am Donnerstag Bestechlichkeit vor. Sie habe in ihrer Amtszeit illegale Zahlungen von insgesamt 600.000 Dollar sowie Gold entgegengenommen, sagte Brigadegeneral Zaw Min Tun, der als Sprecher der Militärregierung fungiert. Auch Präsident Win Myint sei an Korruption beteiligt. Die Vorwürfe sind die bislang schwersten, die das Militär gegen die abgesetzte zivile Führung des Landes erhoben hat. Die Partei Nationale Liga für Demokratie (NLD) hatte die Parlamentswahl im November mit großer Mehrheit gewonnen und sich 83 Prozent der Sitze im Parlament gesichert. Die Verfassung von 2008 garantiert dem Militär allerdings 25 Prozent der Sitze und drei Schlüsselministerien. Das Militär sprach von Wahlbetrug und erkannte die Abstimmung nicht an. Es putschte just an dem Tag, an dem das neue Parlament zu seiner konstituierenden Sitzung hätte zusammenkommen sollen. Die Abstimmung war erst die zweite freie und faire Wahl seit Ende der direkten Militärherrschaft im Jahr 2011.
In Myanmar sind erneut mehrere Menschen bei Protesten gegen den Militärputsch vom 1. Februar gestorben – mehreren Berichten zufolge durch Schüsse der Sicherheitskräfte. Die Ehefrau des getöteten Demonstranten schildert ihre Eindrücke.