Im Irrawaddy-Delta waren nach Angaben von Save "The Children" bereits vor dem verheerenden Wirbelsturm 30.000 unterernährt. "Hunderttausende bekommen immer noch keine Hilfe. Damit werden viele dieser Kinder nicht mehr lange überleben können", erklärte die Organisation. Zahlreiche Kinder seien wegen des Mangels an Lebensmitteln vermutlich schon gestorben.
Der britische Premierminister Gordon Brown warf dem Militärregime vor, mehr am eigenen Machterhalt als am Schicksal der Bevölkerung interessiert zu sein. "Das ist unmenschlich", sagte Brown dem Rundfunksender BBC. Die Vereinten Nationen erklärten in einem Lagebericht, die Generäle untersagten sogar den Import von Kommunikationstechnologie nach Myanmar. Dies behindere die Zusammenarbeit der Hilfsorganisationen zusätzlich. In dem Bericht hieß es, die Hilfsorganisationen müssten ihre Technologie vom Ministerium für Post und Kommunikation beziehen. Jede Hilfsorganisation erhalte maximal zehn Telefone - zum Preis von 1.500 Dollar (960 Euro) pro Stück.
Neuerlicher Appell an die Generäle
Die Vereinten Nationen appellierten an das Militärregime in Myanmar, internationale Helfer ins Land zu lassen. "Wenn nicht schnell mehr Hilfe in das Land gelangt, stehen wir vor dem Ausbruch von Infektionskrankheiten, die die aktuelle Krise dramatisch verschlimmern könnten", sagte UN-Generalsekretär Ban. Ein französisches Kriegsschiff mit 1.500 Tonnen Lebensmitteln und Medikamenten an Bord wartet vor der Küste Myanmars vergeblich auf die Erlaubnis zum Andocken. Die französische Regierung erklärte, die Lebensmittel reichten, um 100.000 Menschen 15 Tage zu ernähren. Zudem seien an Bord von "Le Mistral" Notunterkünfte für 15.000 Menschen.
Diplomaten ins Irrawaddy-Delta geführt
Die Junta führte am Samstag eine Gruppe von 60 Diplomaten und UN-Mitarbeitern an drei ausgewählte Orte im Irrawaddy-Delta. Teilnehmer beschwerten sich hinterher, sie hätten nur positive Entwicklungen zu sehen bekommen, womit sich die Machthaber in ein gutes Licht gestellt hätten. Das staatliche Radio in Myanmar berichtete am Sonntag, alle Opfer würden medizinisch versorgt. Epidemien gebe es nicht. "Umso weiter man geht, umso schlimmer wird die Lage", sagte eine überlastete Ärztin in Twante südwestlich von Rangun. "In der Nähe von Rangun bekommen die Menschen viel Hilfe und es ist immer noch schlimm. In den entlegenen Dörfern im Delta - das wollen wir uns gar nicht vorstellen."
Zwei Wochen nach dem Durchzug des verheerenden Wirbelsturms ist das wahre Ausmaß der Katastrophe immer noch unklar. Die Militärmachthaber haben das Katastrophengebiet weitgehend abgeriegelt. Die Regierung spricht von 78.000 Toten, die UN befürchten jedoch mehr als 100.000 Opfer. Die Internationale Föderation vom Roten Kreuz und Roten Halbmond setzte die Zahl bei bis zu 128.000 an. Die britische Regierung sprach unter Berufung auf inoffizielle Schätzungen von bis zu 217.000 Toten oder Vermissten.
AP