Allein seine große Bekanntheit schützt den Friedensnobelpreisträger Mohammed El-Baradei vor Angriffen durch Polizei oder Regierung in Ägypten. Der ehemalige Direktor der Atomenergie-Behörde gilt als größte Hoffnung auf eine Demokratisierung seines Heimatlandes. "Sie wagen nicht, mich direkt anzugreifen. Dafür bedrohen sie junge Leute, die sich für meine Sache engagieren", sagte der 68-Jährige in einem Interview in der neuen, am Donnerstag erscheinenden Ausgabe des stern.
El-Baradei lässt offen, ob er tatsächlich bei den Parlamentswahlen in diesem Jahr oder den Präsidentschaftswahlen 2011 antreten wird. "Solange die Voraussetzungen für eine faire Wahl nicht geschaffen sind, werde ich das nicht tun", sagte El-Baradei dem stern. "Das gäbe der Regierung die Legitimation, die sie brauchen."
Lesen Sie das gesamte Interview ...
... im neuen stern
Um einer möglichen Kandidatur El-Baradeis vorzubeugen, hat die Regierung von Präsident Hosni Mubarak den Ausnahmezustand verlängert. Mehr als fünf Personen dürfen sich nicht unangemeldet in der Öffentlichkeit versammeln. Leute, die T-Shirts mit seinen Namen trugen, sagte der Nobelpreisträger dem stern, seien bereits verhaftet oder bedroht worden. Seine Anhänger fürchteten sich, "von der Polizei zusammengetrieben zu werden, wenn sie auf die Straße gehen". Dennoch haben sich im Internet mehr als 400.000 Menschen registriert, um den von ihm geforderten Demokratisierungsprozess zu unterstützen.
"Sollten die Leute mich als Kandidaten wollen, bin ich bereit dazu", sagte El-Baradei. "Wenn sie jemand anderen bevorzugen, habe ich kein Problem damit. Ich möchte dazu beitragen, dass sich etwas ändert." Nach fast 30 Jahren politischer Eiszeit unter Mubarak seien die Menschen nicht bloß verzweifelt, so El-Baradei im stern, "sie haben auch Angst".