Nordkorea hat eigenen Angaben zufolge einen neuen "Marschflugkörper von langer Reichweite" getestet. Raketen des neuentwickelten Typs seien am Samstag und Sonntag abgefeuert worden, meldete die amtliche Nachrichtenagentur KCNA. Die Tests seien "erfolgreich" verlaufen. Es handelte sich um die ersten nordkoreanischen Raketentests seit März.
Marschflugkörper soll "feindselige Kräfte" abschrecken
Die Raketen hätten bei den Tests nordkoreanisches Land- und Meeresgebiet überflogen und Ziele in 1500 Kilometer Entfernung getroffen, meldete KCNA. Hochrangige Regierungsvertreter seien während der Tests zugegen gewesen. Die Agentur nannte den neuen Raketentyp eine "strategische Waffe von großer Bedeutung". Nordkorea erhalte dadurch "ein weiteres effektives Mittel zur Abschreckung" von "feindseligen Kräften". Beobachter werten die Aussagen als Hinweis darauf, dass der neue Lenkflugkörper auch das Potenzial habe, Atomsprengköpfe zu befördern.
Die staatliche nordkoreanische Zeitung "Rodong Sinmun" veröffentlichte Bilder einer Rakete, die in einem Feuerball aus einem von fünf Rohren aufsteigt. Die Rohre waren demnach auf einem Trägerfahrzeug installiert. Ein weiteres Bild zeigte eine Rakete in horizontaler Flugbewegung.
Nordkorea feiert Geburtstag mit Traktoren und Feuerwehr – statt mit Panzern und Raketen

UN-Resolutionen verbieten Nordkorea den Test von ballistischen Raketen, die je nach Bauart auch atomare Sprengköpfe tragen können. Tests von Marschflugkörpern hingegen unterliegen nicht den Sanktionen gegen das Land. Anders als ballistische Raketen verfügen Marschflugkörper (Cruise Missile) über einen permanenten eigenen Antrieb, fliegen in geringer Höhe und sind ferngesteuert.
Nordkorea leidet schwer unter Sanktionen
Die USA und Japan zeigten sich angesichts der neuen Tests besorgt. Japans Regierungssprecher Katsunobu Kato erklärte, eine Rakete mit einer Reichweite von 1500 Kilometern stelle "eine Bedrohung für den Frieden und die Sicherheit Japans und der umliegenden Region" dar. Das US-Kommando für den indopazifischen Raum erklärte, dass die Berichte verdeutlichten, dass Nordkorea sein Militärprogramm weiter ausbaue und seine Nachbarn und die internationale Gemeinschaft damit bedrohe.

Die Raketentests fanden wenige Tage nach einer Parade in der Hauptstadt Pjöngjang zum Nationalfeiertag statt, die weitaus weniger martialisch gestaltet worden war als in den Vorjahren. Diesmal wurden bei der Parade nicht Raketen gezeigt, sondern vor allem Traktoren und Feuerwehrfahrzeuge. Die größten zur Schau gestellten Waffen war von Traktoren gezogene Artillerie. Die Sanktionen machen der Wirtschaft des kommunistisch geführten Landes schwer zu schaffen.
Atomtests hat Nordkorea seit dem Jahr 2017 nicht mehr ausgeführt. Auch gab es seither keine Tests von ballistischen Interkontinentalraketen mehr. Gespräche zwischen den USA und Nordkorea über den Abbau des nordkoreanischen Atomarsenals liegen seit einem Gipfeltreffen im Jahr 2019 zwischen Machthaber Kim Jong Un und dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump auf Eis. Unter dem seit Beginn dieses Jahres amtierenden US-Präsidenten Joe Biden gab es bislang keine Annäherung zwischen Washington und Pjöngjang.