Iraker zünden Gräben mit Öl an
Zur Verteidigung Bagdads haben irakische Truppen begonnen, mit Erdöl gefüllte Gräben anzuzünden. Nach Augenzeugenberichten stiegen schwarze Rauchsäulen über mehreren Teilen der Millionenstadt auf. Der Korrespondent des arabischen Fernsehsenders El Dschasira sagte, dass mit dem angezündeten Öl angreifende Flugzeuge und Raketen fehlgeleitet werden sollten.
Alliierte Soldaten haben die südirakischen Ölfelder nach Angaben des australischen Verteidigungsministers gesichert. "Der Schaden ist als minimal eingestuft worden", erklärte der australische General Peter Cosgrove am Samstagmorgen vor Journalisten in Canberra. "Das ist eine bedeutender Erfolg, da es uns alle in die Lage versetzt hat, eine potenzielle ökologische Katastrophe zu verhindern".
Anlagen vermint
Die irakische Führung hat "praktisch alle" Öl- und Gasanlagen im Lande vermint, sagte der britische Generalstabschefs Sir Michael Boyce am Samstag in London. Saddam Hussein sei offenbar bereit gewesen, "seine gesamte Wirtschaft in die Luft zu jagen."
Wie viele Quellen brennen?
Der britische Verteidigungsminister Geoff Hoon hatte am noch am Freitag gesagt, Irak habe im Süden des Landes sieben Ölfelder in Brand gesetzt. Britische und US-Truppen hatten dort im Rahmen ihrer Offensive wichtige Anlagen der Ölindustrie unter ihre Kontrolle gebracht. Britische Einheiten rückten auf die Hafenstadt Basra vor, wo die großen Ölfelder im Süden des Landes liegen. Der Schutz der Ölfelder ist eines der wichtigsten Ziele der Militärstrategen der USA und Großbritanniens.
Irak hat am Samstagmorgen Angaben des britischen Verteidigungsministeriums zurückgewiesen, Ölfelder im Süden des Landes in Brand gesetzt zu haben.
Erinnerung an 1991
Ursprünglich wurde befürchtet, dass die irakische Armee bis zu 30 Ölquellen in Brand gesteckt haben könnte. Schon im Golfkrieg von 1991 hatten irakische Soldaten auf Befehl des Machthabers Saddam Husseins fünf Tage nach Beginn der US-Invasion Feuer in Kuwait mehr als 700 Ölquellen in Brand gesetzt. Ein nennenswertes Hindernis für die amerikanische Armee war diese taktische Maßnahme nicht, sie löste aber gewaltige Umweltschäden aus. Zehn Monate brauchten Feuerwehrexperten aus zehn Ländern, um das Flammeninferno zu löschen - unter anderem mit Sprengstoff.
Die Feuer setzten damals gewaltige Mengen an Kohlenmonoxid und Schwefeldioxid frei. Sie verpesteten Kuwaits Luft und stellen für Natur und Mensch ein Langzeitrisiko dar. Auch der wirtschaftliche Schaden war enorm: Nach Berechnungen der US-Behörde National Science Foundations fraßen die Flammen täglich bis zu drei Millionen Barrel Öl (477 Millionen Liter), knapp fünf Prozent des Tagesweltverbrauchs.