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Palästina-Konflikt Israel zerstört Wohnungen von Attentätern

Die Gewalt zwischen Israel und Palästinensern eskaliert erneut: Nun hat die israelische Armee die Wohnungen zweier Attentäter zerstört, die vor einem Jahr Attacken auf die Israelis verübt hatten.

Als Reaktion auf die jüngste Eskalation der Gewalt haben israelische Einsatzkräfte am Dienstagmorgen in Ost-Jerusalem die Häuser von zwei Palästinensern zerstört, die vor einem Jahr tödliche Attacken auf Israelis verübten. "Polizisten und Sprengmeister der Armee kamen gegen Mitternacht, haben die Nachbarschaft geräumt und die Wohnungen kurz nach fünf Uhr gesprengt", berichtete vor den Trümmern stehend der Anwohner Jasser Abu.

Ein AFP-Reporter sah im Ortsteil Dschabal Mukabber das ausgebrannte Innere des Hauses von Ghassan Abu Dschamal. Dieser hatte im November vergangenen Jahres in einer Westjerusalemer Synagoge gemeinsam mit einem Cousin vier Rabbis und einen israelischen Polizisten getötet, bevor beide von den israelischen Sicherheitskräften erschossen wurden. Das israelische Militär erklärte, im gleichen Stadtteil sei zugleich auch das Haus von Mohammed Dschaabis zerstört worden. Dschaabis hatte im August 2014 mit einem Bagger einen israelischen Bus gerammt und dabei einen Israeli getötet, bevor er selbst erschossen wurde.

Die Sprengung der beiden Wohngebäude folgte nur wenige Stunden nachdem das israelische Sicherheitskabinett den beschleunigten Abriss von Attentäterwohnungen angeordnet hatte. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu kündigte nach der Sitzung vom Montagabend an, mit "eiserner Faust" gegen Angreifer und Unruhestifter vorzugehen.

"Mein Sohn kam nie zurück"

Seit Donnerstag hatte es drei Anschläge von Palästinensern auf Israelis gegeben, bei denen vier Israelis getötet und mehrere weitere verletzt wurden. Auch vier jugendliche Palästinenser wurden seit Samstag erschossen, zwei Attentäter im annektierten Jerusalem und im besetzten Westjordanland sowie zwei Teilnehmer an Straßenprotesten.
Einer von ihnen, der 13-jährige Abdel Rahman Abdallah, wurde Dienstagmittag in Bethlehem von rund tausend Trauernden beerdigt. "Mein Sohn nahm seinen Tornister, um zur Schule zu gehen, und kehrte nie zurück", berichtete seine Mutter Dalal im Flüchtlingslager Aida am Nordrand von Bethlehem. "Stattdessen kamen Leute und riefen, Dein Junge ist tot, und ich bin wie verrückt zum Krankenhaus gelaufen."
Nach der Bestattung demonstrierten mehrere hundert Palästinenser, einige Dutzend Maskierte warfen Steine auf israelische Kontrollposten. Es entwickelte sich eine heftige Straßenschlacht, bei der acht Demonstranten Verletzungen durch Gummigeschosse erlitten.
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas erklärte am Nachmittag, er wolle "keine militärische Eskalation mit Israel". Den palästinensischen Sicherheitskräften und den politischen Bewegungen werde diese Anordnung vermittelt, "aber wir wollen uns natürlich schützen", sagte Abbas bei einer Sitzung des PLO-Exekutivkomitees nach Angaben der amtlichen Agentur Wafa. "Wir wollen auf friedlichem Wege und auf keinem anderen zu einer politischen Lösung kommen", versicherte er.

Ehepaar vor den Augen ihrer Kinder erschossen

Schon in der Nacht hatten sich die Zusammenstöße im Westjordanland östlich von Nablus fortgesetzt. Am Ortseingang von Beit Furik wurden fünf Palästinenser von israelischen Siedlern attackiert und verletzt. An einer nahegelegenen Straßenkreuzung war am vergangenen Donnerstag ein Ehepaar vor den Augen seiner vier Kinder erschossen worden.

Am Montagabend gaben Polizei und Geheimdienst die Festnahme von fünf mutmaßlichen Hamas-Aktivisten aus Nablus bekannt, die dieses Mordes verdächtigt werden. Am Dienstag besuchte Netanjahu den Anschlagsort. Danach kündigte er vor der Presse an, alle Straßen im Westjordanland sollten künftig mit Kameras auf Masten, aber auch aus der Luft lückenlos überwacht werden. Zugleich solle "gesteuert aus Kontrollräumen ein schnelles Eingreifen garantiert werden, um Anschläge zu verhindern und Täter zu verfolgen".
Der israelische Regierungschef ist unter starkem Druck der Rechtsradikalen in seiner Regierungskoalition, die als Strafmaßnahme einen massiven Ausbau der Siedlungen in den besetzten Gebieten verlangen. So demonstrierten in der Nacht zum Dienstag tausende Siedler und auch drei Regierungsmitglieder vor der Residenz des Ministerpräsidenten lautstark für diese Ziele.

las/DPA

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