Der Machterhalt geht dem weißrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko über alles. »Ich habe unbegrenzte, wahnsinnige Macht«, sagte der autoritäre Herrscher über zehn Millionen Weißrussen einmal. Bei der Präsidentenwahl am Sonntag will der 47-Jährige auf weitere fünf Jahre im Amt bestätigt werden. Lukaschenko überzieht seit Jahren seine Gegner mit Verfolgung und Verhaftung und hat die Medien der westlichen GUS-Republik geknebelt. Selbst vor politischen Morden schrecke er nicht zurück, wirft ihm die Opposition vor.
Lukaschenko wurde 1954 in dem Dorf Kopys bei Mogiljow im Osten Weißrusslands geboren. In einem Berufsweg voller Brüche studierte er Geschichte und Landwirtschaft, arbeitete als Politkommissar der sowjetischen Grenztruppen und leitete ab 1987 ein Staatsgut (Sowchose). 1990 wurde er in das Parlament in Minsk gewählt und stimmte dort 1991 angeblich als einziger gegen die Auflösung der Sowjetunion.
Eher im Scherz hievte das Parlament den bespöttelten Abgeordneten mit der Fistelstimme 1993 an die Spitze eines Ausschusses zur Untersuchung von Korruptionsfällen. Das Lachen verging schnell. Mit dem Image eines Kämpfers gegen die
Kriminalität zog Lukaschenko 1994 in die Präsidentenwahl und gewann mit 81,7 Prozent gegen den damaligen Regierungschef Wjatscheslaw Kebitsch. Unter Lukaschenkos Herrschaft riss genau die Korruption ein, die er zu bekämpfen vorgab.
Enge Kontakte zu Russland
1996 löste Lukaschenko das Parlament auf und ließ sich in einem international nicht anerkannten Referendum seine Amtszeit bis 2001 verlängern. Seitdem ist Weißrussland außenpolitisch isoliert. Enge Kontakte knüpfte der Sowjetnostalgiker Lukaschenko nur zu Russland.
Lukaschenkos Frau Galina, die er in dem Heimatdorf zurückließ, sagte kurz nach seiner ersten Wahl zum Präsidenten, ihr Alexander halte es bei keiner Arbeit länger als zwei Jahre aus. Mittlerweile herrscht Lukaschenko schon sieben Jahre. »Ihr müsst mit diesem Präsidenten leben«, ließ er die Weißrussen noch vor der Wahl wissen.