Am Dienstagabend, gegen 22 Uhr, (Ortzeit, Red.) rückten zuerst Panzer mit unglaublichem Lärm aus. Dann gab es kein Radio- und TV-Empfang mehr, nur das Internet funktionierte noch. Es war gespenstisch: In Bangkok leben weit mehr als zehn Millionen Menschen, es ist immer laut, auch nachts, viele Gebäude und Hochhäuser sind hell erleuchtet.
Doch gestern Abend war alles anders: Es war mucksmäuschenstill und stockduster, nichts bewegte sich auf den Straßen - keine Mopeds, keine Taxis, kein Skytrain. Nichts. Nur der Dauerregen prasselte nieder und Gewitter grollten. Ich war mir zeitweise nicht mehr sicher, ob es sich nun um Gewitterdonner oder Panzerschüsse handelte.
Auch am Mittwochmittag zeigt sich Bangkok von einer Seite, die ich noch nie gesehen habe: Banken, Postämter, Schulen, Unis - alles geschlossen. Auf die Straßen trauen sich nur sehr wenige Menschen; es ist immer noch ungewöhnlich und unangenehm ruhig - vermutlich spüren selbst die Touristen, dass etwas nicht stimmt.
Immerhin: Das TV Programm funktioniert wieder und die Sender berichten erstaunlich offen über den Militärputsch. Es gibt Bilder von Soldaten, die mit Blumen beschenkt werden und Panzern die vor dem Regierungsviertel geparkt sind.
Die Situation ist unheimlich, aber nicht bedrohlich. Touristen lassen sich in der Nähe der Backpacker-Meile Khao Sun Road vor Panzern fotografieren und Mönche beten gemeinsam mit den Soldaten vor den Tempeln. Absurd, aber so geht es in Bangkok zu, einen Tag nach dem Putsch.
Auch wenn sie Lage hier beruhigt hat, und es nicht so aussieht, als würde sich daran etwas ändern, bereitet mir die Spaltung Thailands Sorge: die Bevölkerung war hier noch nie so gespalten wie in den letzten Monaten: Taksin-Beführworter wie Gegner stehen sich unvereinbar gegenüber, das gilt auch für die Mitglieder von Polizei und Militär.
Mit dem Putsch haben sich nun die Gegner Taksins durchgesetzt, und es besteht die Gefahr, dass es innerhalb von Armee und Polizei zu gewaltsamen Auseinandersetzungen kommt. Im Allgemeinen ist Thailand zwar ein sehr friedliches Land, aber beginnt sich die Gewalt erst einmal zu entfesseln, dann gibt es oft Halten mehr - das hat die Vergangenheit mehrfach gezeigt. Bleibt zu hoffen, dass alles ruhig bleibt.