Die linksliberale Pariser Tageszeitung "Libération" schreibt am Dienstag über den Ausgang der ersten Runde der Regionalwahlen in Frankreich:
"Zwar kann die Linke auf ein spektakuläres Ergebnis blicken, doch wird sie ein großes Problem haben: das französische Volk. Sie darf nicht vergessen, dass eine disparate Masse von Staatsbürgern Dissidenten geworden sind, die aus den unteren Volksschichten stammen. Der Schlüssel zum Erfolg für die nächsten Präsidentschaftswahlen wird darin liegen, diese Schichten zu mobilisieren und zu erobern. Dazu müssen gute und gerechte Projekte im Bereich der sozialen und inneren Sicherheit sowie der Einwanderungspolitik vorgeschlagen werden. Forderungen, die das Volk am vergangenen Sonntag gestellt hat, indem sich jeder zweite Franzose der Stimme enthalten hat."
Die unabhängige Pariser Tageszeitung "Le Monde" kommentiert am Dienstag das Debakel der rechten Regierungsmehrheit:
"Im günstigsten Fall wollen die Wähler Frankreichs Präsidenten warnen, im schlimmsten Fall sanktionieren. Der zweite Wahlgang wird das Ergebnis des ersten kaum korrigieren können. Die Regierungspartei hat ihre Möglichkeiten ausgeschöpft, außer bei den Franzosen, die sich der Stimme enthalten haben. Die Frage, die sich nun stellt, ist die nach den Lehren, die Sarkozy aus diesem Debakel ziehen wird. Die bisher angewandte Strategie, die er der Rechten aufgezwungen hat, ist kontraproduktiv. Und was die beiden letzten Jahre seines Mandats betrifft, bestehen zwei Möglichkeiten: Entweder er hält an seinem politischen Aktivismus fest, auf die Gefahr hin, die Franzosen noch mehr gegen sich aufzubringen, oder er reduziert den Umfang und den Rhythmus der vorgesehenen Reformen - auf die Gefahr hin, den Eindruck zu erwecken, dass er sich von ihnen distanzieren und auf sie verzichten will."