Bei den Schneestürmen in Zentral- und Südchina sind in den vergangenen drei Wochen nach Angaben der Regierung 60 Menschen ums Leben gekommen. Die Sachschäden schätzten die Behörden am Freitag auf 53,8 Milliarden Yuan, umgerechnet rund fünf Milliarden Euro. Der härteste Winter seit fünf Jahrzehnten brachte das öffentliche Leben in weiten Teilen des Landes zum Stillstand.
Zu hungrig, um zu sprechen
Mitten in der Hauptreisezeit vor dem chinesischen Neujahresfest am 7. Februar saßen kanpp sechs Millionen Menschen auf Bahnhöfen fest. Die Bahn erwartete während der Feiertage 178 Millionen Fahrgäste.
Einer der Betroffenen, der Wanderarbeiter Sun Junlan, musste 57 Stunden bei eisiger Kälte in einem Zug verbringen. Normalerweise hätte die Fahrt des in die chinesische Provinz Henan nur 18 Stunden dauern sollen. "Ich musste einen ganzen Tag schlafen, um mich von der Qual zu erholen", sagte der 55 Jahre alte Sun der Zeitung "China Daily". Er ernährte sich zweieinhalb Tage lang von zwei Küchlein aus seinem Reisegepäck. "Wir waren alle zu hungrig, um zu sprechen."
Hilfe für die Bauern
Die Regierung legte jetzt einen Hilfsfonds für Bauern und betroffene Unternehmen auf. Dazu wurden über die Zentralbank fünf Milliarden Yuan (500 Millionen Euro) bereitgestellt, die als Vorzugskredite vergeben werden sollen. Unter den schweren Schneefällen litt die Ernte von Wintergetreide und Gemüse. Auch anderen Unternehmen, die unter den Folgen des seit knapp drei Wochen andauernden Wintereinbruchs leiden, soll damit geholfen werden. Private Banken seien ebenso aufgefordert worden, notleidenden Bauern unkompliziert frisches Geld zu verschaffen, erklärte die Regierung in Peking. Millionen Menschen waren zeitweise ohne Strom, viele konnten wegen unterbrochener Kohlelieferungen auch nicht mehr heizen.
Winterchaos schlägt auf die Börse durch
Sorgen über die negativen Folgen der schweren Schneestürme in China für die Wirtschaft haben die Börse in Shanghai deutlich belastet. Der Shanghai Composite Index sackte am Freitag rund 3,6 Prozent ab auf den tiefsten Stand seit sechs Monaten.
Börsianer äußerten die Sorge, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen der ungewöhnlich harten Schneestürme größer sein könnten als zuvor gedacht. So sei nicht ausgeschlossen, dass das chinesische Wirtschaftswachstum im ersten Quartal wegen des kalten Wetters 0,5 Prozentpunkte niedriger ausfallen werde als angenommen.
Am schlimmsten betroffen sind bislang die Provinzen im Osten und in der Landesmitte. Diese müssten sich auch weiterhin auf für die Saison und Region ungewöhnlich heftigen Schneefall einstellen, warnten Meteorologen.