Schweizer Armee Mirage für 5000 Franken

Jeeps, Lastwagen oder Räumfahrzeuge der Armee werden in der Schweiz schon seit einem halben Jahrhundert verkauft, überflüssig gewordene Bunker seit den 90er Jahren. Neu im Angebot: Kampfjets des Typs Mirage III.

Zuerst die Bunker, und jetzt auch noch Kampfflugzeuge: Die Schweizer Armee verkauft fast alles, was sie selbst nicht mehr braucht. Erstmals kommen nun am 26. November auf dem Flugplatz von Buochs im Halbkanton Nidwalden Kampfflugzeuge des Typs Mirage III unter den Hammer. Neben den 13 Kampfjets sind auch drei Alouette-III-Helikopter zu haben - wenngleich ohne Rotorblätter und Triebwerke. Was die Käufer letztlich damit anstellen, bleibt ihnen überlassen. Vom pompösen Blickfänger auf dem privaten Grundstück bis zur originellen Gartenlaube ist jede Nutzung möglich.

"Wir wollen vorher wissen, wer da kommt"

Interessenten müssen sich schriftlich bewerben. "Wir wollen vorher wissen, wer da kommt", sagt der Sprecher der Beschaffungsabteilung des Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS), Godi Huber. "Das Interesse ist sehr groß." Nur 48 Stunden nach Veröffentlichung des Angebots im Internet hatten sich schon Tausende den Katalog heruntergeladen.

Nach 35-jährigem Einsatz hat die Schweizer Luftwaffe vor einigen Monaten die letzten Mirages aus dem Dienst genommen. Ursprünglich sollten die 23 Flugzeuge an andere Armeen verkauft werden, doch dort war das Interesse gering. Eine Verschrottung wiederum hätte Geld gekostet. Zehn Flugzeuge gibt die Schweizer Luftwaffe nun an Museen und Ausstellungen ab, die restlichen 13 kommen unter den Hammer.

Das Mindestgebot für einen der berühmten Abfangjäger beträgt 5000 Franken (fast 3270 Euro), nach oben sind keine Grenzen gesetzt. Um den Transport und das Zusammenbauen der zerlegten Flugzeuge zu Hause müssen sich die Käufer selbst kümmern - und das dürfte bei den rund 6,5 Tonnen schweren Jets nochmals zu Buche schlagen. Wer im Einzelnen sich für die berühmten Abfangjäger interessiert, ist bisher nicht bekannt. "Es ist noch zu früh, die Bewerbungen gehen gerade erst ein", sagt Huber. Etwas Platz brauchen die Käufer aber schon: Der Vogel ist mehr als 15 Meter lang und hat über acht Meter Spannweite.

Dass sich zwielichtige Gestalten zu unlauteren Zwecken auf diese Weise eines Kampfjets bemächtigen könnten, fürchtet Huber nicht. Die Maschinen sind nicht flugtauglich. "Die Triebwerke sind ausgebaut." Auch Brems- und Fahrwerkklappen, die Thorium enthalten und damit leicht radioaktiv sind, wurden entfernt. Im Kaufvertrag ist zudem festgehalten, dass die Flugzeuge "nur zu Ausstellungszwecken" verwendet werden dürfen.

Bunker als Wohnhaus

Schon seit den 90er Jahren verkauft die Schweizer Armee ihre überflüssig gewordenen Bunker. Ein Abriss der Betonklötze wäre teuer, zumal die Schweiz mit rund 4500 Bunkern zu den Ländern mit der höchsten Bunkerdichte weltweit gehört. Heute dienen die Anlagen als Museum, Geräteschuppen oder Lagerort für Kartoffeln oder anderes Gemüse. Hinter manchen der meterdicken Schutzmauern leben friedlich Familien - sie haben den Bunker zum Wohnhaus umfunktioniert.

Ausgediente Jeeps, Lastwagen-Oldtimer oder Schneeräumfahrzeuge der Armee werden in der Schweiz sogar schon seit nahezu 50 Jahren versteigert. Vom Tarnnetz über Schlafsäcke, Zelte, Schraubenschlüssel bis zu Öfen ist auf dem alljährlichen Armee-"Flohmarkt" in Thun im Kanton Bern auch sonst fast alles zu haben, was zum Soldatenleben gehört. Manches sei noch von den Armee-Reformen von 1961 und 1995 übrig, berichtet Gaby Zimmer, Sprecherin der Logistikbasis der Schweizer Armee - dabei läuft seit Jahresbeginn schon die nächste Reform, die eine Halbierung der Truppe von 400 000 auf 220 000 Soldaten vorsieht. "Die Armee wird schneller kleiner, als das Material abgebaut werden kann."

AP
Sabine Dobel/AP