SELBSTMORDANSCHLAG Tod im Einkaufszentrum

Ein mutmaßlicher palästinensischer Selbstmordattentäter hat bei einem Anschlag auf einen Markt bei Tel Aviv zwei Israelis, darunter ein Baby, mit sich in den Tod gerissen.

Ein Selbstmordattentäter hat am Montag bei einem Anschlag auf einen Markt bei Tel Aviv zwei Menschen mit in den Tod gerissen. Etwa 20 weitere Personen, darunter mehrere Babys, wurden zum Teil schwer verletzt, wie Polizei und Rettungsdienste weiter mitteilten. Bei einem der Toten handele es sich höchstwahrscheinlich um den Attentäter, er sei noch am Tatort gestorben sei, sagte Polizeikommandant Aharon Franco. Zwei seiner Opfer - eine ältere Frau und ein zwei Jahre altes Mädchen - seien im Krankenhaus gestorben.

Der Anschlag ereignete sich in am östlichen Rand von Tel Aviv gelegenen Stadt Petach Tikvah. Ein Augenzeuge berichtete, der Attentäter habe »Kinder und Babys getroffen, die mit ihren Mütter in einem Cafe in der Nähe des Supermarktes saßen«. Ein Sprecher von Ministerpräsident Ariel Scharon erklärte, Israel werde alle zur Verfügung stehende Mittel einsetzen, um derartige Terroranschläge zu stoppen.

Israel rückt wieder ein

Unterdessen drangen zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage die israelischen Streitkräfte in Bethlehem und andere palästinensische Orte im Westjordanland ein. Sie verhängten über Zehntausende von Palästinensern ein Ausgehverbot und riegelten die Zugänge zur Geburtskirche ab. Nach den Worten von Verteidigungsminister Benjamin Ben Elieser plant Israel jedoch keine große Militäraktion wie im April. Grundlage des Vorgehens seien Geheimdienstinformationen, wonach Extremisten Anschläge auf israelische Ziele planten.

In Jerusalem wurde unterdessen ein in einer Plastiktüte versteckter Sprengsatz entdeckt. Ein Gärtner fand das verdächtige Päckchen vor einem Wohnhaus in der Innenstadt. Die Polizei entschärfte die Bombe.

Dutzende israelische Militärfahrzeuge rückten am frühen Montagmorgen in Bethlehem ein. Während der so genannten »Operation Schutzschild«, die bis in die erste Maihälfte dauerte, war die Geburtsstadt Jesu etwa sechs Wochen lang von israelischen Soldaten besetzt gewesen. Ben Elieser erklärte, trotz neuer Warnungen vor Selbstmordanschlägen von Palästinensern sei die heutige Lage nicht mit der damaligen vergleichbar. Brigadegeneral Ron Kitrey sagte, die Armee wende nun eine neue Taktik schneller Razzien an.

Auch ins Flüchtlingslager Deischeh bei Bethlehem rückten am Montag israelische Soldaten ein. Nach Angaben von Bewohnern des Lagers wurde dabei Ahmed Mugrabi festgenommen, ein örtlicher Führer der Al-Aksa-Märtyrerbrigade, die der Fatah-Bewegung des palästinensischen Präsidenten Jassir Arafat nahe steht.

Populärster palästinensischer Politiker nach Arafat

Die israelische Armee rückte am Montag auch wieder in Außenbezirke von Ramallah ein, wo Arafats Hauptquartier liegt. In der Stadt selbst demonstrierten mehr als 2.000 Palästinenser für die Freilassung des Fatah-Spitzenpolitikers Marwan Barghuti. Barghuti, Chef der Fatah-Organisation im Westjordanland, war von den Israelis im vergangenen Monat festgenommen worden. Er gilt als der populärste palästinensische Politiker nach Arafat.

Unterdessen wurde die Debatte über die Führungsrolle Arafats neu entfacht. Ben Elieser erklärte am Montag, er glaube nicht, dass Arafat bei künftigen Friedensverhandlungen noch eine große Rolle zufalle. Auch US-Präsident George W. Bush hatte am Sonntag erneut laut über einen Führungswechsel bei den Palästinensern nachgedacht. Die Leute begännen sich zu fragen, warum es unter Arafat keinen Fortschritt gegeben habe, sagte Bush.