Nach der Eskalation der Proteste in Sri Lanka blickt das Land einer ungewissen Zukunft entgegen. Präsident Gotabaya Rajapaksa floh aus der Hauptstadt und kündigte seinen Rücktritt an, nachdem hunderte Demonstranten seine Residenz gestürmt hatten.
Krise in Sri Lanka Demonstranten stürmen Residenz des Präsidenten – auf Facebook wird ihr Sturm live übertragen

Sri Lanka, Colombo: Demonstranten stürmen die offizielle Residenz des Präsidenten von Sri Lanka. Als Konsequenz aus den Massenprotesten in Sri Lanka hat Präsident Rajapaksa seinen Rücktritt zum 13. Juli angekündigt.
© Eranga Jayawardena / DPA
STORY: In Sri Lanka ist es erneut zu Unruhen gekommen. Tausende demonstrierten am Samstag gegen Missstände im Land, einige von ihnen stürmten die Residenz von Präsident Gotabaya Rajapaksa, wie auf Fernsehbildern zu sehen war. Auf Facebook gab es eine Live-Übertragung aus der Residenz. Hunderte zogen durch die Flure und Räume. Sicherheitskräfte waren nicht zu sehen. Aus dem Verteidigungsministerium verlautete, dass der Präsident vor den für das Wochenende geplanten Demonstrationen bereits am Freitag in Sicherheit gebracht worden sei. Sri Lankas Premierminister Ranil Wickremesinghe zeigte sich bereit, zurückzutreten, um den Weg für eine Allparteienregierung frei zu machen. Dies teilte sein Büro am Samstag mit. Zuvor waren die Demonstranten durch das Zentrum der Metropole Colombo gezogen. Sie skandierten Slogans gegen den Präsidenten und schwenkten Flaggen des Landes. Dabei gelang es ihnen auch, Absperrungen der Polizei zu durchbrechen. Diese feuerte zwar Warnschüsse ab. Es gelang ihr aber nicht, die Demonstranten aufzuhalten. Seit Monaten gibt es regelmäßige Proteste in Sri Lanka, zum Teil von Gewalt begleitet. Den 22 Millionen Einwohnern mangelt es an Lebensmitteln, Treibstoff und Medikamenten. Grund ist unter anderem eine starke Abwertung der Landeswährung, wodurch Importe erheblich teurer wurden. Die Bevölkerung macht Präsident Rajapaksa dafür verantwortlich. Zwar kündigte die Regierung Reformen an. Doch dies konnte die Bevölkerung nicht beruhigen, der Unmut stieg in den vergangenen Wochen.