Eigentlich ist das Wetter in Korea meistens wie hier: Es gibt vier Jahreszeiten - Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Nur ist es im Sommer dort deutlich wärmer und im Winter deutlich kühler als hier. Meistens jedenfalls. Und während der Winter hier in Europa im Großen und Ganzen gerade ausfällt, können sich die Koreaner nicht ordentliche Minusgrade und über handfesten und knöcheltiefen Schneefall beschweren.
Der südkoreanischen Militärführung wird die weiße Pracht und die Kälte gefallen. Denn so können sie die Mitglieder einer ihrer Marine-Spezialeinheiten rausjagen und die dann zumindest so tun, als würde ihnen das einmonatige Manöver, draußen in der Kälte, gefallen. Details sind nicht überliefert, doch was ein echter Kerl ist, den schreckt nichts. Auch nicht, sich im Schnee zu wälzen oder im vereisten Meer zu baden - oben ohne, versteht sich.
Damit nicht genug: Auch Dehn- und Stretchübungen stehen auf dem Programm des alljährlichen Winterdrills, Schneeballschlachten auch, sowie ein 400-Kilometer-Marsch in Kampfmontur, wie die nordkoreanische Nachrichtenagentur respektvoll zu berichten weiß. Angeblich fänden sie in einer Gegend statt, die exakt der einer nordkoreanischen Küste gleiche. "Dieser provokative Drill", so der staatliche Newsdienst, "ist einer neuer Auswuchs kriegstreiberischer Aktivitäten gegenüber der Demokratischen Volksrepublik Korea".
Was der Feind aus dem stalinistischen Bruderland allerdings verschweigt, ist, dass die südkoreanischen Übungen die Reaktion auf die zur gleichen Zeit stattfindenden Manöver im Norden gedacht sind. Die Soldaten auf beiden Seiten brüllen und wälzen sich also nur für die Propaganda im weißen Schnee und machen gute Mine zum bösen Spiel. Immerhin: Der alte Kneipp hätte am Eiswassertreten sicher seine wahre Freude gehabt und das Immunsystem der Elitekrieger wird es den Militärführern auch danken.