Syrien Assads Truppen erobern offenbar Vorstadt bei Damaskus zurück

Syrische Regierungstruppen haben nach Angaben der Opposition am Samstagmorgen die Vorstadt Schaba bei Damaskus überrannt. Auch aus anderen Teilen des Landes werden schwere Kämpfe gemeldet.

In der syrischen Hauptstadt Damaskus dauern die verlustreichen Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Aufständischen an. Wie Einwohner berichteten, griffen Armee-Hubschrauber in der Nacht zum Samstag Stellungen der Rebellen mit Raketen an. Zudem nahmen Panzer von der Ringstraße aus das Zentrum ins Visier, das die Rebellen nach dem Anschlag auf die Führung des Sicherheitsapparats zum Teil eingenommen hatten. Leicht bewaffnete Aufständische nahmen ihrerseits Einrichtungen der Sicherheitskräfte und Straßensperren unter Beschuss.

Nach Angaben der Opposition sei die Vorstadt Schaba bei Damaskus am Samstagmorgen überrannt worden. Dem Angriff sei schwerer Artilleriebeschuss vorausgegangen, bei dem mindestens ein Zivilist getötet und Dutzende weitere verletzt worden seien, so syrische Exil-Aktivisten. Die Oppositionellen befürchteten nach der Einnahme des Ortes willkürliche Erschießungen. Schaba ist wie etliche andere Siedlungen im Umland der syrischen Hauptstadt eine Protesthochburg.

Die heftigen Gefechte in Damaskus halten seit rund einer Woche an. In den vergangenen Tagen hatten die Aufständischen deutlich an Boden gewonnen, den die Regierungstruppen zurückerobern wollen.

Assad-Regime beweist nach Anschlag Handlungsfähigkeit

"Das Regime war die letzten drei Tage ohne Führung. Aber die Luft- und Bodenangriffe in Damaskus und den Vororten zeigen, dass es seine Schlagkraft nicht verloren hat und sich neu aufstellt", sagte ein Oppositioneller. Bei einem Anschlag am Mittwoch waren vier der engsten Mitarbeiter von Präsident Baschar al-Assad getötet worden, darunter ein Schwager des Machthabers.

Die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte nannte den Donnerstag und den Freitag wegen des gewaltsamen Todes von 550 Menschen die beiden verlustreichsten Tage seit Beginn des Volksaufstands gegen Assad vor bald eineinhalb Jahren. Während ihrer Offensive brachten die Rebellen auch drei Grenzübergänge zum Irak und zur Türkei unter ihre Gewalt. Am Übergang Bab al-Hawa erlaubten Kämpfer die Plünderung eines Ladens für zollfreie Waren, der zum Imperium eines Assad-Cousins gehört.

In Aleppo wird weiter gekämpft

In der syrischen Wirtschaftsmetropole Aleppo dauern die Kämpfe zwischen der Armee und den Aufständischen an. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte gingen die Gefechte am Samstag den zweiten Tag in Folge weiter. Demnach halten die Kämpfe im Stadtviertel Salaheddin bereits seit Freitagvormittag an. Einwohner seien wegen der Offensive auf der Flucht, teilten die oppositionellen Örtlichen Koordinationskomitees (LCC) der Protestbewegung mit.

In Aleppo hatte sich der Widerstand gegen Präsident Baschar al-Assad erst in den vergangenen Monaten gebildet. Dort war es nach Beginn der Revolte im März 2011 lange Zeit ruhig geblieben. Inzwischen gilt die Universität von Aleppo als Zentrum der Widerstandsbewegung der Stadt.

Die syrische Muslimbruderschaft hat unterdessen den Friedensplan von UN-Sondervermittler Kofi Annan für gescheitert erklärt. Der Annan-Plan habe das Sterben von Zivilisten nicht verhindern können und dem Regime von Präsident Baschar al-Assad nur Zeit verschafft, sagte Gaysa Ulabi, einer der führenden Köpfe, am Samstag der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu in Istanbul. Dort hatte sich die sunnitische Muslimbruderschaft zu einer dreitägigen Konferenz getroffen. Der im März vorgelegte Sechs-Punkte-Plan des früheren UN-Generalsekretärs sah unter anderem eine Waffenruhe und den Rückzug der syrischen Truppen aus den städtischen Kampfzonen vor. Doch das Töten ging weiter.

DPA
jwi/DPA/AFP