Indien verlangt von Pakistan als Geste des guten Willens die Auslieferung von rund 20 Terrorismusverdächtigen. Diese Forderung sei in einer am Vortag übergebenen Protestnote enthalten, sagte Außenminister Pranab Mukherjee am Dienstag. Pakistan müsse auf seinem Territorium Personen, die von der indischen Justiz gesucht würden, festnehmen und ausliefern.
Pakistan wird die Bitte nach den Worten von Informationsministerin Sherry Rehman prüfen. Gleichzeitig bot die pakistanische Regierung Indien gemeinsame Ermittlungen über die Hintergründe und die Verantwortlichen der verheerenden Terrorserie von Bombay an. Das gab der pakistanische Außenminister Shah Mehmood Qureshi am Dienstag in einer Fernsehansprache bekannt. Man sei bereit, ein Team vorzuschlagen, das Indien unterstütze. Der Minister rief die Nation dazu auf, sich nicht über die wachsenden Spannungen zwischen den Atommächten zu sorgen. Er betonte, die pakistanische Regierung und das Militär seien vereint und in der Lage, Pakistan zu verteidigen.
Zu den von der Regierung in Neu-Delhi benannten Verdächtigen gehört Medienberichten zufolge der meistgesuchte Mann Indiens, Dawood Ibrahim. Er wird für die Bombenanschläge in Mumbai im Jahr 1993 verantwortlich gemacht, bei denen mindestens 250 Menschen getötet wurden. In Berichten ist er aber auch mit der jüngsten Anschlagsserie in der Finanzmetropole in Verbindung gebracht worden.
Außerdem soll auf der Liste der pakistanische Geistliche Maulana Masood stehen, der als Geldgeber der Extremistengruppe Lashkar-e-Taiba gilt. Er war 1999 aus einem indischen Gefängnis freigepresst worden, dazu hatten Extremisten eine Maschine der Indian Airlines in ihre Gewalt gebracht. Der Lashkar-e-Taiba wird der Anschlag auf das indische Parlament 2001 angelastet. Indischen Ermittlern zufolge soll sie auch die Täter der jüngsten Anschläge in Mumbai ausgebildet haben. Der einzige überlebende Angreifer, Ajmal Amir Kasav, sagte bei seiner Vernehmung, die Gruppe habe mehr als ein halbes Jahr lang in Lagern der Organisation trainiert und Nahkampftechniken erlernt. Bei dem dreitägigen Sturmlauf durch die größte indische Stadt hatten die zehn Attentäter vergangene Woche 183 Menschen getötet.
"Niemand spricht von Militäraktionen
Indien erwarte, dass Pakistan entschlossen gegen diese Elemente vorgehe, sagte der Sprecher des indischen Außenministeriums, Vishnu Prakash. Eine militärische Antwort auf die Anschläge schloss Außenminister Pranab Mukherjee jedoch aus. "Niemand spricht von Militäraktionen", sagte er am Dienstag auf die Frage von Journalisten.
Die indische Regierung steht nach dem Terrorüberfall auch selbst unter massivem Druck, da den Behörden Versagen vorgeworfen wird. So soll der Geheimdienst bereits im September von der Anschlagsplanung informiert gewesen sein. Ministerpräsident Manmohan Singh beriet am Dienstag mit Sicherheitsbeauftragten über mögliche Pannen.
Bei einem Bombenanschlag in der nordostindischen Region Assam wurden am Dienstag mindestens drei Menschen getötet und 29 verletzt. Die Bombe explodierte nach Angaben der Behörden in einem Zug im Bahnhof von Diphu, 300 Kilometer südlich der Provinzhauptstadt Gauhati. Der mit einem Zeitzünder versehene Sprengsatz befand sich in einer Tasche in der Gepäckablage eines Zugabteils. Die Behörden vermuten, dass der Anschlag von der Nationalen Befreiungsfront Karbi Longri verübt wurde, die im Namen einer ethnischen Minderheit für mehr Autonomie kämpft.