US-Politik Drei ehemalige Mitarbeiterinnen erklären ihre Angst vor Trumps Wiederwahl – dann dreht er den Spieß um

Donald Trump hat vom Supreme Court eine teilweise Immunität bescheinigt bekommen. Doch das könnte ihm auch Probleme bereiten
Donald Trump hat vom Supreme Court eine teilweise Immunität bescheinigt bekommen. Doch das könnte ihm auch Probleme bereiten
© Mary Altaffer / AFP
Sie arbeiteten im Weißen Haus unter Donald Trump – und warnen nun vor seiner Rückkehr. Drei ehemalige Mitarbeiterinnen haben am Sonntag ausführlich über ihren ehemaligen Chef ausgepackt. Der ließ das nicht auf sich sitzen.

Ende des Jahres wird in den USA gewählt – und dem ehemaligen Präsidenten Donald Trump werden trotz zahlreicher Strafverfahren gute Chancen ausgerechnet, die Wahl gegen seinen Nachfolger Joe Biden zu gewinnen. Drei seiner ehemaligen Mitarbeiterinnen warnen nun von den aus ihrer Sicht dramatischen Folgen seiner Wiederwahl. Die Antwort Trumps ließ nicht lange auf sich warten. 

Alyssa Farah Griffin, Sarah Matthews und Cassidy Hutchinson wissen, wovon sie sprechen. Sie alle waren im Weißen Haus unter Donald Trump in hohen Positionen tätig: Hutchinson leitete das Büro von Stabschef Mark Maedows, Matthiews war stellvertretende Pressesprecherin des Weißen Hauses, Griffin arbeitete als Direktorin für strategische Kommunikation, ein extra von Trump geschaffene Position. Alle drei sind jung, konservativ – und fürchten eine Wiederwahl Trumps, wie sie im gemeinsamen Interview bei "ABC" verrieten.

Angst vor der Wiederwahl

"Eine zweite Amtszeit Trumps könnte das Ende der amerikanischen Demokratie, wie wir sie kennen, bedeuten", gibt sich Griffin gegenüber Gastgeber Jonathan Karl sicher. Sie sage das nicht so daher, betont sie. "Wir alle waren Zeuge, als er schon einmal versuchte, eine demokratische Wahl zu stehlen. Und welchen historischen und verfassungsfeindlichen Aufwand er dafür betrieben hat. Er ist bereit, jede Barriere zu durchbrechen", um an die Macht zu kommen und sie zu behalten", warnt Griffin. Sie weiß, wovon sie spricht: Griffin war bis kurz nach der Wahl 2020 in Trumps direktem Umfeld tätig, trat aus Protest gegen seine Behauptungen der Wahlmanipulation zurück. 

Auch die ehemaligen Kolleginnen machen sich keine Illusionen. "Wir brauchen nicht spekulieren, wie eine zweite Amtszeit aussähe. Wir haben ja schon gesehen, wie das abläuft", glaubt etwa Matthews. "Bis heute behauptet er immer wieder, dass die Wahl gestohlen oder manipuliert war." Seine Rhetorik sei "zunehmend eratisch", sagte sie in Bezug auf Trumps Entgleisungen, politische Institutionen zur Waffe zu machen.

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Auch Hutchinson sieht das ähnlich. "Dass er damit flirtet, ein Diktator sein zu wollen, zeigt, was für ein schwacher und fragiler Mann er wirklich ist", ist sie überzeugt. Trump hatte bei einem Townhall-Meeting erklärt, er wolle "ein Diktator sein, aber nur am ersten Tag" (hier erfahren Sie mehr). "Er hat kein Gespür, was es heißt Charakter oder Integrität zu haben und was es bedeutet, ein guter Anführer zu sein."

In einem sind sich die drei lebenslangen Republikanerinnen einig: Trump muss verhindert werden. "Unser einziges Ziel muss sein, seine Wiederwahl zu verhindern, wenn er tatsächlich Kandidat wird", betont Hutchinson. "Ich habe in meinem Leben nie einen Demokraten gewählt", pflichtet Matthews bei. "Aber in dieser nächsten Wahl muss man die Politik beiseite schieben und die Demokratie retten." So hoffe immer noch, dass ein anderer republikanischer Kandidat an Trumps Stelle antreten würde. 

Trump setzt auf Angriff

Die Reaktion des ehemaligen Präsidenten auf die Attacke seiner ehemaligen Mitarbeiterinnen ließ nicht lange auf sich warten, fiel für Trumps Verhältnisse aber überraschend gemäßigt aus. Statt die drei Frauen mit Schimpftiraden zu überziehen, wie man es sonst von Trumps Profil bei Truth Social gewöhnt ist, ließ er lieber ihre eigenen Worte gegen sie sprechen. In einer Serie von Posts reihte Trump einfach Screenshots, Interview-Zitate und Clips der drei Frauen aus ihrer Zeit im Weißen Haus aneinander, in denen sie vom damaligen Chef schwärmten. 

Die Kritik bekommt dabei durchaus einen Beigeschmack. So nannte Griffin die Arbeit unter Trump noch in ihrer Rücktrittserklärung "die Ehre ihres Lebens." Auch Matthews hatte in einem Tweet nur Lobendes über den ehemaligen Chef zu sagen. "Danke Präsident Trump und Vizepräsident Pence für Ihren Dienst am amerikanischen Volk", schieb sie in einem Tweet, es sei eine Ehre gewesen, auf diese Weise der Nation zu dienen. Der Tweet stammt vom letzten Tag von Trumps Amtszeit am 20. Januar 2021 – also zwei Wochen nach dem Sturm auf das Kapitol.

Quellen: ABC, Truth Social