Ukraine-News Tochter von Putins Pressesprecher beklagt sich über "unfaire" US-Sanktionen

Elizaveta Peskova sitzt auf einer Couch
Auf Instagram folgen Elizaveta Peskova rund 250.000 User:innen
© Elizaveta Peskova / Instagram
Zusammen mit ihrer Familie wurde Elizaveta Peskova mit US-Sanktionen belegt. Die Strafe hält sie ungerechtfertigt – und zeigt sich verärgert, weil sie "gerne reisen würde".

Sie trägt Designerkleidung, flaniert durch Kunstgalerien weltweit und postet Videos von sich im Fitnessstudio – das hört sich wahrscheinlich nach den meisten Influencer:innen auf Instagram an. Etwas unterscheidet aber Elizaveta Peskova von diesen: Sie ist die Tochter Wladimir Putins Pressesprecher, Dmitry Peskov.

Bis vor Kurzem ließ die 24-Jährige ihre rund 250.000 User:innen auf Instagram an ihrem Highlife teilhaben. Mittlerweile aber tobt seit Wochen nebenan in der Ukraine der Krieg und Russland hat die Social Media-Plattform gesperrt.

Putins Pressesprecher: "Luxuriöser Lebensstil steht in keinem Verhältnis zur Peskovs Beamtengehalt"

Am 22. März 2022 bezeichnete das US-Finanzministerium in einer Mitteilung Dmitry Peskov als "Chefpropagandist der Russischen Föderation und Sprecher von Wladimir Putin". In diesem Zuge verhängte es Sanktionen gegen drei von Peskovs Familienmitgliedern, "die alle einen luxuriösen Lebensstil führen, der in keinem Verhältnis zu Peskovs Beamtengehalt steht und wahrscheinlich auf dem unrechtmäßig erworbenen Reichtum von Peskovs Verbindungen zu Putin beruht." Diese Sanktionen betreffen unter anderem Peskovs Tochter, Elizaveta Peskova.

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Wie sehr Peskovs Familie von ihrer Nähe zur Staatsmacht profitiert hat, ist unklar. Ebenso lässt sich über ihr tatsächliches Vermögen nur mutmaßen. 2019 berichtete der Guardian, dass allein Peksovs Frau, Tatiana Navka, Immobilien im Wert von über 10 Millionen Dollar besitze. Navka, einstige Eiskunstläuferin und Olympiasiegerin 2006, ist ebenfalls von Sanktionen des US-Finanzministeriums betroffen.

Ukraine-Krieg: Keine finanziellen Konsequenzen für Peskova

Elizaveta Peskova sagt dem Nachrichtenportal Insider, sie sei von den Sanktionen, insbesondere von der Anschuldigung, sie würde mitunter "den Krieg ermöglichen", völlig überrascht. "Für mich ist das völlig unfair und unbegründet", sagt sie. "Es ist seltsam, Sanktionen gegen jemanden erlassen, der 24 Jahre alt ist und nichts mit der Situation zu tun hat."

Finanziell treffen würden sie die Sanktionen ohnehin nicht. Allerdings würden sie ihr das Reisen erschweren. "Ich bin verärgert, weil ich gerne reisen würde und andere Kulturen liebe", sagt sie.

"Selfmade-Woman" mit "Gehirn"

"Ich verstehe vollkommen, dass ich mehr Möglichkeiten habe als andere, denn natürlich stamme ich nicht aus einer einfachen Familie", so Peskova. "Aber wisst ihr, ohne ein Gehirn kann man diese Möglichkeiten nicht in etwas umwandeln."

Damit spielt die 24-Jährige, die sich selbst als "Selfmade-Woman" bezeichnet, vermutlich auf ihren beruflichen Erfolg an. Sie ist Gründerin eines Kommunikationsunternehmens und Leiterin einer historischen Stiftung und hat einen Master-Abschluss in internationalen Beziehungen. Ihre Abschlussarbeit schrieb sie über den Einfluss türkischer und iranischer Lobbyisten auf die US-Außenpolitik.

Peskova spricht sich für Frieden aus

Zur politischen Situation und Putins Krieg gegen die Ukraine will sich die 24-Jährige aber nicht äußern. Am Tag des Angriffs schien sie die russische Regierung zu kritisieren und postete auf Instagram die Worte "Nein zum Krieg". Heute behauptet sie, sie habe nicht unbedingt einen bestimmten Konflikt kritisieren wollen. "Wenn ich das sage, meine ich, dass ich für den Frieden bin, nicht nur in der Ukraine, sondern überall auf der Welt", so Peskova.

Peskova empfindet die Sanktionen gegen sich und andere Russen als ungerecht, da sie aus einem Land kämen, das in den Irak einmarschiert ist. Auch ist sie sich sicher, dass die Sanktionen nicht die gewünschte Wirkung haben werden, und meint, dass die Vorstellung, Eliten wie sie könnten die Politik in Russland beeinflussen, eine falsche Annahme ist. "Die westlichen Länder verstehen einfach nicht, wie das russische System funktioniert", sagt sie.

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Angst davor, dass ihre "Worte verdreht werden"

Im Moment will Peskova nicht mehr über die "spezielle Militäroperation" Russlands sagen. "Ich möchte nicht, dass meine Worte verdreht werden, und ich vertraue niemandem", sagt sie. "Ich denke, dass es vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt ist, darüber zu sprechen. Vielleicht in ein oder zwei Wochen, wenn ich anfange, das Ganze zu begreife, wenn ich anfange zu verstehen, nein – vielleicht ist jetzt einfach nicht der richtige Zeitpunkt."

jha