Unruhen in Thailand "Lage kommt minütlich einem Bürgerkrieg näher"

Die Auseinandersetzungen in Bangkok eskalieren weiter. Die thailändischen Streitkräfte haben ein Gebiet im Zentrum der Hauptstadt zur Sperrzone erklärt. Dort werde ab sofort scharf geschossen.

Die Konfrontation zwischen Regierungsgegnern und Soldaten in Bangkok trägt zunehmend bürgerkriegsähnliche Züge. Die thailändischen Streitkräfte erklärten am Samstag einen Teil des Stadtzentrums zur Sperrzone, in der scharf geschossen wird. Auf Schildern in Thai und Englisch wurden Demonstranten und Anwohner vor Schusswaffengebrauch gewarnt. Die jüngsten Straßenschlachten zwischen Oppositionsanhängern und Sicherheitskräften haben nach Regierungsangaben bislang 17 Menschen das Leben gekostet, fast 160 weitere wurden seit Donnerstag verletzt. Die Gesamtzahl der Todesopfer seit Beginn der Proteste in Bangkok im März stieg damit auf 43.

In mehreren Teilen der Stadt kam es auch am Samstag wieder zu Zusammenstößen zwischen Oppositionsanhängern und Sicherheitskräften, vereinzelt waren Explosionen zu hören. Demonstranten beschuldigten Scharfschützen des Heeres, an der Ratchaprarop-Straße drei Oppositionsanhänger mit Kopfschüssen gezielt getötet zu haben. "Die Lage kommt minütlich einem Bürgerkrieg näher", sagte einer der Anführer der Proteste. Zugleich erklärte er, die Regierungsgegner seien entschlossen weiterzukämpfen.

Die Sicherheitskräfte hatten am Donnerstagabend begonnen, das seit zwei Monaten von Regierungsgegnern besetzte Viertel abzuriegeln. Die Lage spitzte sich zu, als ein zur Opposition übergelaufener Offizier angeschossen und lebensgefährlich verletzt wurde.

Die Fronten sind völlig unklar

Die Rothemden forderten "einen Waffenstillstand". "Wir wollen nur Demokratie", rief einer ihrer Anführer von der selbst gebauten Bühne. Entlang der Ratchaprasong-Straße haben sich tausende Rothemden hinter Autoreifen und Bambuszäunen verbarrikadiert. Sie wollen das Gelände nicht freiwillig räumen.

Die Fronten sind völlig unklar. Immer wieder versuchen Gruppen von Rothemden, die Soldaten zu umgehen. Die Truppen schießen dann, um eine Ausweitung der Proteste zu verhindern. Die Sicherheitskräfte sagen, unter den Demonstranten seien Militante, die eine blutige Konfrontation heraufbeschwören wollen. And den Straßensperren würden Soldaten mit Granaten und anderen Waffen beschossen.

Westerwelle spricht von schwere Rückschlag

Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) zeigte sich "sehr beunruhigt über den erneuten Ausbruch der Gewalt in Bangkok". Die gefährliche Zuspitzung der Lage sei "ein schwerer Rückschlag für die Bemühungen zu einer friedlichen Lösung der Staatskrise in Thailand". Das Auswärtige Amt in Berlin hatte am Freitag von Reisen aller Art nach Bangkok abgeraten. Auch das chinesische Außenministerium zeigte sich "sehr beunruhigt" über die Lage in Thailand, Singapur warnte vor "ernsten Konsequenzen" für die gesamte Region.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon appellierte an beide Seiten, weiteres Blutvergießen zu vermeiden. Demonstranten und Sicherheitskräfte müssten "alles in ihrer Macht stehende tun, um weitere Gewalt und den Verlust weiterer Menschenleben" abzuwenden.

Die US-Botschaft in Bangkok bot den Angehörigen ihrer Mitarbeiter an, sie aus der Stadt zu evakuieren. Außerdem wurden alle US-Bürger vor Reisen nach Bangkok gewarnt, wie eine Botschaftssprecherin sagte.

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AFP/DPA