Shannon Watts wollte nie Aktivistin werden. Bis der 14. Dezember 2012 ihr Leben veränderte. An jenem Tag wurden bei einem Amoklauf an der Sandy Hook Grundschule in Connecticut 28 Menschen getötet. Darunter 20 Kinder.
Tags darauf ruft Watts, fünffache Mutter, eine Facebook-Gruppe ins Leben, mit dem Appell etwas zu unternehmen. Aus der Gruppe wird "Moms Demand Action", eine NGO, die sich gegen Waffengewalt einsetzt und Watts landesweit bekanntmacht.
Als Joe Biden Ende Juli seinen Rückzug aus dem Rennen verkündet und Kamala Harris als Präsidentschaftskandidatin unterstützt, hat Watts ein Déjà-vu. Einen Weckmoment wie damals 2012. Das Verlangen, etwas zu tun. Nachdem sich bereits schwarze Frauen und schwarze Männer via Zoom zur Unterstützung für Harris organisiert haben, veranstaltet Watts eine Videokonferenz unter dem Namen "White Women: Answer the Call". Mehr als 200.000 Menschen nehmen teil, elf Millionen Dollar fließen in Harris' Wahlkampfkasse – Zoom zufolge ist es das größte Online-Meeting, das je stattgefunden hat.
Für die Demokraten ist es der Beginn einer Euphoriewelle. Für Watts der Start eines Vollzeitjobs als Wahlkämpferin. Heute ist die 53-Jährige eine der wichtigsten Stimmen in Harris' Kampagne. Dem stern erzählte sie von der Nervosität der Demokraten im Wahlkampfendspurt und wie weiße Frauen zum Zünglein an der Waage werden könnten.
Ende Juli hat Ihr Zoom-Meeting "White Women: Answer the Call" für großes Aufsehen gesorgt. Warum haben Sie einen Aufruf speziell für weiße Frauen gestartet?
Seit Frauen in den USA wählen dürfen, haben weiße Frauen mehrheitlich nur zweimal für den Präsidentschaftskandidaten der Demokraten gestimmt. Der Grund dafür ist, dass wir oft in unserem eigenen Interesse und nicht im besten Interesse aller Frauen gewählt haben.