Mehr als 70 Personen seien bei den drei Explosionen in der 260 Kilometer von Bombay entfernten Stadt Malegaon am Freitag verletzt worden, sagte ein Polizeivertreter im Bundesstaat Maharashtra. In Medienberichten war zuvor von 37 Toten die Rede gewesen. Erst im Juli waren bei Attentaten auf Züge in der Finanzmetropole Mumbai (Bombay) 186 Menschen getötet worden. Die indische Regierung hatte darauf vor weiteren Attentaten gewarnt.
Ausgehverbot in Malegaon
Aus Sorge vor neuen Religionsunruhen verhängten die Behörden ein Ausgehverbot über die Stadt. In Malegaon leben etwa 500.000 Menschen, von denen drei Viertel Muslime sind. Die Anschläge verfolgten nach Ansicht von Polizeichef P.S. Pasricha offenbar das Ziel, eine Panik und Zusammenstöße zwischen Muslimen und Hindus auszulösen. Der gesamte Unionsstaat Maharashtra wurde in Alarmbereitschaft versetzt. "Die Lage ist unter Kontrolle", sagte Pasricha.
Der indische Ministerpräsident Manmohan Singh rief zur Ruhe auf. Er appellierte an "alle Bürger im ganzen Land", den Frieden zu wahren. Bei schweren Unruhen in Malegaon waren zuletzt vor fünf Jahren 15 Menschen getötet worden. Die Spannungen zwischen den religiösen Gruppen in der Stadt reichen bis 1962 zurück.
Explosion vor einer Moschee
Auf Fernsehbildern waren zahlreiche Menschen zu sehen, die in den Minuten nach den Explosionen in Panik durch die Straßen liefen. Verletzte wurden zur Seite gestoßen oder in Handkarren transportiert. Ein Sprengsatz detonierte der Polizei zufolge außerhalb einer Moschee, vor der sich Tausende Gläubige für das Freitagsgebet versammelt hatten. Zwei weitere Explosionen hätten sich auf einem moslemischen Friedhof ereignet.
"Ich hatte gerade mein Freitagsgebet beendet, als ich die Explosionen hörte", sagte ein Augenzeuge dem Fernsehsender NDTV. Danach sei Chaos ausgebrochen, überall sei Blut gewesen. "Wer auch immer das getan hat, Hindu oder Moslem, der ist ein Verräter und sollte auf dem Marktplatz gehängt werden."
Zusätzliche Polizei-Einheiten
In Malegaon wurden in der Vergangenheit mehrere religiös-motivierte Anschläge verübt. Das Innenministerium in Neu-Delhi schickte zusätzliche Einheiten der Bundespolizei in den Ort. Die Polizei verhängte eine Ausgangssperre. Polizeivertreter sagten, die Lage in Malegaon sei angespannt. Mehrere Gruppen demonstrierten mit Sprechchören gegen die Behörden.
Erst vor wenigen Tagen hatte Ministerpräsident Manmohan Singh von einer erhöhten Terrorgefahr in Indien gesprochen. Unter den Anschlagzielen könnten auch Gotteshäuser sein, sagte er. Nach den Anschlägen von Bombay haben die Ermittler vor allem die von Pakistan aus agierende militante Gruppe Lashkar-e-Taiba und den pakistanischen Militärgeheimdienst ISI als Drahtzieher der Attentate verdächtigt. Pakistans Regierung hat die Vorwürfe zurückgewiesen.