Der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Michael Sommer, hat eine neue und sozial gerechtere Gesellschaftsordnung angemahnt. "Neoliberalismus war gestern, soziale Gerechtigkeit könnte morgen sein", sagte Sommer in einer Grundsatzrede auf dem DGB-Kongress am Montag in Berlin. Dabei bezog er sich auf das Finanz- und Wirtschaftssystem ebenso wie auf das Sozialsystem und den öffentlichen Dienst. Angesicht der Folgen der weltweiten Finanzkrise und der sozialen Einschnitte aus den vergangenen Jahren rief er die Gewerkschaften zum Einsatz für "eine neue Ordnung in den Köpfen, eine neue Ordnung im System" auf.
Sommer wandte sich dabei insbesondere gegen Kürzungen und Einsparungen in Bereichen Familie, Kinder, Bildung und Forschung, wie sie der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) gefordert hatte. "Ohne zusätzliche massive Investitionen in Beton und Köpfe wird es nicht gehen", sagte Sommer auch mit Blick auf die Einsparerfordernisse im Bundeshaushalt. "Bildung ist kein Gedöns", sondern sei entscheidend für die Zukunft Deutschlands, sagte er.
Gleichzeitig müsse Deutschland auch als Industriestandort erhalten werden. "Auch und gerade in der Krise müssen wir die industriellen Kerne erhalten", hob er hervor. Zudem forderte er die Bundesregierung auf, am Atomausstieg festzuhalten. Es wäre "unverantwortlich", den mühsam ausgehandelten Kompromiss jetzt aufzukündigen.
Sommer war am Montagvormittag als DGB-Chef für vier weitere Jahre im Amt bestätigt worden. Er erhielt auf dem DGB-Bundeskongress 94,1 Prozent der Stimmen. Der 58-Jährige führt den Gewerkschaftsbund seit Mai 2002. Bei seiner Wiederwahl 2006 hatte er nur 78,4 Prozent erhalten.