Der scheidende Linken-Chef Oskar Lafontaine hat dem ebenfalls vor dem Rückzug stehenden Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch "niederträchtiges" Verhalten vorgeworfen. "Der Bundesgeschäftsführer darf einem Parteivorsitzenden nicht in den Rücken fallen", sagte Lafontaine in einem Interview mit der Zeitung "Neues Deutschland". "Er soll vor allem keine Interna aus der engsten Führung ausplaudern." Dass Bartsch einen Zusammenhang zwischen seinem (Lafontaines) Verzicht auf den Fraktionsvorsitz und seine Krebserkrankung ausgeschlossen hatte, sei "niederträchtig" gewesen.
Der Konflikt um den parteiintern umstrittenen Bartsch hatte in den vergangenen Wochen die Linkspartei erschüttert. Bartsch verkündete sein Verzicht auf eine erneute Kandidatur beim Parteitag im Mai in Rostock, nachdem ihm der Fraktionsvorsitzende Gregor Gysi illoyales Verhalten gegenüber Lafontaine vorgeworfen hatte.
Lafontaine beklagte im Interview den Zustand seiner Partei. Hinter den Querelen über den Führungswechsel sieht er sowohl einen Ost-West- Konflikt als auch Flügelkämpfe und Differenzen mit Blick auf Regierungsoptionen. "Es ist von allem etwas", sagte Lafontaine. Er und der Co-Vorsitzende Lothar Bisky ziehen sich aus der Parteispitze zurück. Ihre Nachfolger sollen Klaus Ernst und Gesine Lötzsch werden.