Afghanistan-Besuch Köhler irritiert Soldaten

Mit seinem Besuch in Afghanistan wollte Bundespräsident Horst Köhler eigentlich auf die "gute Arbeit" der Soldaten aufmerksam machen. Doch durch eine unbedachte Äußerung sorgte er eher für Irritationen als für eine stärkere Truppenmoral.

Bundespräsident Horst Köhler hat bei seinem Blitzbesuch am Freitag im Feldlager Masar-i-Scharif in Afghanistan für Irritationen bei den deutschen Soldaten gesorgt. Nach einem Bericht der "Bild am Sonntag" zog Köhler in einem Gespräch mit den Soldaten indirekt deren Siegeszuversicht in Zweifel: Er habe einige Soldaten gefragt, wie zuversichtlich sie seien. Auf das Schweigen der Soldaten hin habe Köhler einen neben ihm stehenden US-Presseoffizier gefragt: "What do you think about Afghanistan?" (Was denken Sie über Afghanistan?). Der Offizier habe geantwortet: "I think we can win this" (Ich glaube, wir können das gewinnen).

Daraufhin habe sich Köhler wieder den deutschen Soldaten zugewandt und gesagt: "Warum höre ich das nicht von Ihnen?" Der Vorfall habe sich im Feldlager schnell herumgesprochen. Viele Soldaten seien seither enttäuscht und frustriert, dass der Präsident an ihrem Willen zum Erfolg zweifle.

Köhler vermisst Respekt und Anerkennung

Dabei wollte Köhler mit seinem Besuch wohl eigentlich das Gegenteil bezwecken. Nach seiner Rückkehr aus Afghanistan forderte er mehr Respekt für die dort stationierten Bundeswehrsoldaten. Es müsse darüber diskutiert werden, "wie es kommt, dass Respekt und Anerkennung zum Teil doch zu vermissen sind, obwohl die Soldaten so eine gute Arbeit machen", sagte Köhler am Samstag im Deutschlandradio.

Die Bundeswehr-Soldaten sollten in der Schwierigkeit ihrer Aufgabe ernst genommen werden, ihnen solle Anerkennung gezollt werden "für das, was sie leisten, denn sie leisten wirklich Großartiges unter schwierigsten Bedingungen", sagte Köhler. Das habe er mit seinem Besuch auch zum Ausdruck bringen wollen. Der Präsident betonte: "Aus meiner Einschätzung ist es wirklich so, wir kämpfen dort auch für unsere Sicherheit in Deutschland."

AFP
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