Wie wollen Sie den Menschen in Bad Reichenhall, die unter dem Eindruck des Unglücks in der Eislaufhalle stehen, konkret helfen?
Das erste ist, dass es für Opfer, für Angehörige, für Menschen, die direkt betroffen sind - dazu zählen auch Mitarbeiter der Einsatzdienste - eine Beratungs-Hotline gibt. Diese bietet die Möglichkeit, sich mit persönlichen Fragen und persönlichen Problemen, aber auch mit den Beschwerden an uns zu wenden. Sie können dann mit Helfern sprechen, die Erfahrung mit Menschen haben, die so schwierige Ereignisse erlebt haben. Wir können auch mit bestimmen Kontakten zu einer Behörde, einer Beratungseinrichtung oder einem Amt helfen.
Das Unglück hat besonders Kinder getroffen - fast jedes Kind im Berchtesgadener Land muss sich zudem mit dem Gedanken auseinandersetzen, dass es auch in der Eislaufhalle hätte sein können. Sind sie speziell auf Kinder ausgerichtet?
Speziell sind wir darauf nicht ausgerichtet, aber das ist natürlich ein wichtiger Aspekt. Je nachdem, wie der Bedarf ist, müssen wir auch darauf reagieren. Wir sind gerade dabei, uns darauf vorzubereiten, dass wir auch Kindern eine ihnen gerechte Hilfe geben können.
Zur Person
Andreas Igl ist Fachberater der Stadt Bad Reichenhall für die psychosoziale Betreuung von Opfern des Unglücks, Familienangehörigen von Opfern, Helfern - aber auch Bürgern.
Ist es für Betroffene jetzt sofort notwendig, sich aktiv mit den psychischen Folgen des Unglücks auseinanderzusetzen, um Traumata zu verhindern - oder muss man da nicht erst einmal zur Ruhe kommen?
Es ist wichtig, frühzeitig etwas zu machen. Aber das muss gut dosiert sein. Es wäre jetzt falsch, den Leuten hinterherzulaufen und sie zwangs zu betreuen. Deswegen haben wir auch nicht gesagt, wir schicken überall einen Psychologen hin. Stattdessen veröffentlichen wir überall eine Nummer, die es jedem, der das möchte, ermöglicht, sich anonym zu melden. So können wir den Bedarf gut steuern, ohne dass unser Angebot überfrachtet wird. Auf der anderen Seite ist es wichtig, die Menschen gut zu informieren. Wir wollen ihnen ein Gefühl von Sicherheit vermitteln, so dass sie möglichst schnell in die Lage versetzt werden, das Ereignis mit ihren eigenen Ressourcen zu verarbeiten. Das ist der Grund, warum wir dieses Angebot möglichst schnell schaffen. Wichtig ist aber die Dosierung.
Wie haben die Menschen vor Ort bisher auf das Unglück reagiert?
Die Menschen reagieren so, wie sie überall reagieren würden. Sie haben einen Schock erlitten, sie sind betroffen, aber sie zeigen eine große Solidarität in der Hilfe - und legen einen wahnsinnig beeindruckenden Einsatz auf allen Ebenen an den Tag, um bei der Rettung das Menschenmögliche zu erreichen. Das sind grundsätzlich - trotz der dramatischen und schlimmen Situation - gute Voraussetzungen: Die Menschen können sich sicher sein, dass sie in einer Stadt leben, in der andere Bürger helfen und um sich kümmern.