Während sich die konservativen Hauptstädter über das beste Wahlergebnis der Berliner CDU seit 20 Jahren freuen, dürfte in der SPD-Zentrale Trauerstimmung herrschen. Zehn Prozent liegen sie hinter den Gewinnern zurück. Damit haben die Sozialdemokraten unter Noch-Bürgermeisterin Franziska Giffey eine buchstäblich historische Niederlage kassiert.
Doch: Woher rührt der Siegeszug der CDU? Schließlich haben die Berliner nicht nur der SPD die Treue verwehrt. Die Konservativen und ihr Spitzenkandidat Kai Wegner haben stolze zehn Prozent im Vergleich zur letzten Wahl zugelegt. Eine Karte gibt Aufschluss.
Je älter, desto konservativer
Wüsste man es nicht besser, könnte an meinen, die Karte zeige den Berliner Mietspiegel: teures Zentrum, bezahlbarer Speckgürtel. Doch weit gefehlt. Der breite, schwarze Ring erklärt vielmehr die betretenen Gesichter der Berliner Sozialdemokraten. Dass die CDU stolze 28,2 Prozent der Stimmen eingefahren hat, verdankt sie den Randbezirken. Hier hat sich tatsächlich ein Klischee bestätigt: je älter, desto konservativer. In den äußeren Bezirke der Hauptstadt leben im Schnitt deutlich mehr ältere Menschen als in der Innenstadt. In Tempelhof-Schöneberg etwa, wo die CDU ihr bestes Ergebnis erzielt hat, hat fast jeder Zweite konservativ gestimmt – knapp 28 Prozent der Menschen hier sind über 70 Jahre alt. Der Forschungsgruppe Wahlen zufolge haben 38 Prozent der über 60-Jährigen die CDU gewählt. Zum Vergleich: Für die SPD votierte "nur" ein Viertel, für die Grünen neun Prozent der Berliner Senioren.
Grünes Zentrum, roter Osten
Umgekehrt leben in grünen Gegenden wie Berlin-Mitte und Neukölln entsprechend wenig Senioren. Bezirke wie Friedrichshain-Kreuzberg 1, wo vier von zehn Berlinern bei grün ihr Kreuz gemacht haben, sind dagegen deutlich jünger. Anders gesagt: Berlins Zentrum ist jung und grellgrün. Lediglich der Wahlbezirk Mitte 2 will nicht so recht ins Bild passen. Hier wurde die CDU stärkste Kraft. Woher die konservative Insel kommt? Mitte 2 ist deutlich älter als die Umgebung.
Aber: Warum ist die Karte so unrot? An einer Rot-Grün-Sehschwäche liegt es zumindest nicht. Schließlich haben die Sozialdemokraten zwar eine herbe Niederlage zu verkraften, aber immerhin doch fast genauso viele Stimmen abgreifen können wie die Grünen.
SPD und Linke haben lediglich in einigen wenigen Bezirken Ostberlins die Mehrheit der Stimmen geholt. Ansonsten müssen sie sich im Zentrum (teils mit weitem Abstand) mit dem zweiten Platz zufrieden geben.

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