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Höcke-Auftritt bei Günter Jauch Flagge steht kopf - das steckt dahinter

Die Aktion macht einigen Wirbel: AfD-Vertreter Björn Höcke zog bei Günther Jauch eine Deutschlandflagge aus der Tasche und legte sie über seine Stuhllehne - verkehrt herum. War das eine geheime Botschaft?

"Ich habe mir gedacht, ich bring' mal das zentrale Symbol unseres Landes mit und bringe etwas Farbe in diesen historischen Ort", sagt Björn Höcke, zieht eine eine Deutschlandflagge aus der Sakkotasche und legt sie über seine Stuhllehne. Die theatralische Aktion des AfD-Politikers in der Talkshow "Pöbeln, hetzen, drohen - Wird der Hass gesellschaftsfähig?" von Günther Jauch sorgt für Aufregung in den sozialen Netzwerken. Denn der Historiker aus Nordrhein-Westfalen, der in Hessen arbeitet und im thüringischen Eichsfeld (Ausländeranteil: ein Prozent) lebt, hält das schwarz-rot-goldene Tuch aus Sicht des Publikums verkehrt herum und legt es auch so über seinen Stuhl.

Auf Twitter kassiert Höcke für seinen vermeintlichen Fehler jede Menge Spott:

Allerdings geht der Hinweis auf die belgische Flagge ins Leere, da diese eine andere Farbreihung hat als die deutsche: Schwarz-Gelb-Rot.

Gezielte Provokation?

Einige Kommentatoren wittern eine absichtliche Provokation des 43-Jährigen:

Hintergrund der Spekulationen ist der Gebrauch der Farbfolge Gold-Rot-Schwarz durch Gruppen mit reichsdeutschen Bestrebungen. Die Gruppen berufen sich dabei auf eine zeitgenössische Darstellung des Hambacher Festes 1832, dessen Teilnehmer eine nationale Einheit Deutschlands forderten. Das Motiv existiert in verschiedenen Kolorierungen, unter anderem gibt es eine Version mit gold-rot-schwarzer Flagge. Die Schlussfolgerung der Nationalisten: Die wahren deutschen Nationalfarben sind gold-rot-schwarz. So tauchen bei Aufmärschen von Rechtsextremen immer wieder umgedrehte Deutschlandflaggen auf.

Historisch ist diese Auslegung allerdings ziemlich fragwürdig. Die von den Nationalisten ins Feld geführte Lithographie ist im Original schwarz-weiß und wurde nachträglich koloriert. "Bei der zeitgenössischen Kolorierung, die nicht von Brenzinger selbst stammen muss, kann es zu Übertragungsfehlern beim Farbdreiklang gekommen sein", zitiert das "Handelsblatt" den Sammlungsleiter des Historischen Museums der Pfalz in Speyer, Ludger Tekampe. Ein Hinweis, der dies nahelege, sei die in den Kolorierungen auf dem Turm des Schlosses wehende rot-gold-schwarze Fahne, schreibt die Zeitung.

Das erhaltene Original sei aber eindeutig in der Reihenfolge Schwarz-Rot-Gold gedacht gewesen, schreibt das "Handelsblatt" weiter. Denn es trage im roten Streifen die Aufschrift "Deutschlands Wiedergeburt“, die bei umgekehrter Reihung auf dem Kopf stünde. Zudem trügen alle vier von damals erhaltenen Fahnen die Reihung Schwarz-Rot-Gold. "Einer der Initiatoren des Hambacher Festes, Johann Georg August Wirth, spricht zudem in seiner Festbeschreibung 'Das Nationalfest der Deutschen' ausdrücklich von Schärpen in 'schwarz, roth und gold', erklärt Sammlungsleiter Tekampe.

mad

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