Bundespräsident Köhler, die Zweite?

Bisher will sich Horst Köhler noch nicht dazu äußern, ob er sich eine zweite Amtszeit als Bundespräsident vorstellen kann. Doch die Anzeichen für eine breite Unterstützung für Köhler mehren sich - auch wenn Kanzlerin Angela Merkel wohl beinahe etwas zu zögerlich erscheint.

In die Frage, wer Horst Köhler im Juli 2009 als Bundespräsident nachfolgt, ist nun doch die lange erwartete Bewegung gekommen. Und die Zeichen verdichten sich, dass es Köhler selbst sein wird. Der Präsident hat sich innerlich mit einem zweiten Term angefreundet, musste in den vergangenen Wochen aber auf einschlägige Signale aus den Parteien warten. Die trudeln nun ein, peu à peu. Köhler selbst hat angedeutet, sich zwischen dem 23. Mai und dem 1. Juli offiziell in eigener Sache äußern zu wollen - ein Jahr hätte der Berliner Politikbetrieb dann Zeit, sich auf die Entscheidung einzustellen. Am 23. Mai 2009, dem Verfassungstag, wählt die Bundesversammlung den neuen Bundespräsidenten, am 1. Juli 2009 beginnt dann die nächste Amtszeit.

Die Zeit der Restzweifel scheint nun zu Ende zu gehen - und doch, für die 100prozentige Bestätigung fehlt das gesprochene Wort aus dem Mund des Bundespräsidenten. Nach Informationen der Bild-Zeitung hat es in einem Vieraugengesprächen mit dem Bundespräsidenten seitens der Kanzlerin die Zusage gegeben, dass die Union Köhler bei der Wahl unterstützt. Das Präsidialamt wollte weder die vermeintliche Zusage bestätigen noch die Tatsache, dass es ein derartiges Treffen vor Ostern überhaupt gegeben habe. Die Unterstützung der Union für Köhler ist plausibel, die Zusage Angela Merkels hat nach Informationen von stern.de , sollte sie tatsächlich erfolgt sein, aber länger auf sich warten lassen, als dem Bundespräsidenten lieb war. Köhler saß im Bellevue ein wenig auf heißen Kohlen und soll sein Unverständnis geäußert haben, dass Merkel so lange gezögert habe, sich zu ihm zu bekennen.

Plausibel ist indes auch das: Köhler und die Kanzlerin fremdeln ein wenig, auch, weil sich der Präsident gegenüber seiner Mentorin als so "unbequem" erwiesen hat, wie er es bei seiner Amtseinführung angekündigt hatte. Bewegung in die Causa "Köhler, die Zweite" war Mitte März durch FDP-Chef Guido Westerwelle gekommen, der sich öffentlich für den amtierenden Bundespräsidenten stark gemacht hatte. Den Chefliberalen hatte es gewurmt, dass einschlägige Signale aus der Union nur spärlich gekommen waren. Westerwelle, der gemeinsam mit Merkel im Februar 2004 Köhler als Vorboten einer schwarz-gelben Koalition implantieren wollte, sieht Köhler nach wie vor als "bürgerlichen Präsident".

So hat es den Anschein, dass nun ein Sogeffekt entstanden ist. Auch die SPD steht Köhler längst nicht mehr so obstinat gegenüber, wie noch vor einem Jahr. Auch das hat einen Grund: Den Sozialdemokraten mangelt es an einer plausiblen Alternative. Köhler ist beliebt - und einen Kandidaten aufzustellen, der als Symbol für einen Machtwechsel Richtung Rot-Rot-Grün gelten könnte, dazu fehlt der SPD nicht nur die innere Überzeugung, sondern auch die nötige Mehrheit in der Bundesversammlung.