Der ranghöchste deutsche Nato-General, Egon Ramms, wirft Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg mangelnde Abstimmung mit dem Bündnis bei der Bundeswehrreform vor. "Ich bin erstaunt darüber, dass die Bundeswehr Planungen aufstellt, Strukturentscheidungen trifft und Einsatzrealitäten schaffen will, bevor der entsprechende Entscheidungsprozess und Beratungsprozess in der Nato abgelaufen ist", sagte der Chef des Nato-Streitkräfte- Führungskommandos dem "Handelsblatt".
Ramms ist als Chef des Joint Forces Command (JFC) Brunssum verantwortlich für die Koordinierung des NATO-Einsatzes in Afghanistan. Er kritisiert, dass Strukturfragen der Bundeswehr am Afghanistaneinsatz ausgerichtet werden.
Planung "aus dem Lot geraten"
Es sei zudem "etwas aus dem Lot geraten", wenn man sich "an der Streitkräftestärke von Ländern orientiert, die von Bevölkerung und Wirtschaftsleistung her schwächer sind als Deutschland", sagte der Offizier. Nach den Planungen zu Guttenbergs soll die Bundeswehr von 245.000 auf bis zu 163.500 Soldaten verkleinert werden.
Der Minister zeigt sich aber verhandlungsbereit und geht auf Kritiker an seiner Reform in Reihen von Union, FDP und SPD zu, denen der Abbau zu weit geht. Sein favorisierter Vorschlag sei lediglich eine Untergrenze. Es gebe aber "Spielräume nach oben", sagte der CSU-Politiker nach einer Sondersitzung des Verteidigungsausschusses im Bundestag.