Der frühere Bundespräsident Christian Wulff hat einem Medienbericht zufolge einen neuen Nebenjob. Laut "Bild am Sonntag" arbeitet der 58-Jährige seit Ende April als Prokurist für die Deutschland-Tochter des türkischen Modelabels "Yargici".
Wulff, dessen Amtszeit als Bundespräsident mit noch nicht einmal zwei Jahren zu den kürzesten der Bundesrepublik zählt, und seine Ehefrau Bettina seien Ende Mai Stargäste bei der Eröffnung des ersten deutschen "Yargici"-Ladens in Hamburg gewesen, berichtet das Blatt. Ein Prokurist ist ein Handlungsbevollmächtigter eines Unternehmens. Worin Wulffs Tätigkeit genau besteht, ist nicht öffentlich bekannt.
Verdienst des Nebenjobs ist nicht bekannt
Hinzuverdienen muss Wulff nicht – liege doch sein Ehrensold bei aktuell 236.000 Euro pro Jahr. Ob Wulff allerdings überhaupt etwas für seinen neuen Job bekommt oder wie viel es ist - das ist nicht öffentlich. Der Alt-Bundespräsident selbst wolle sich hierzu nicht äußern, so die "BamS". Über eine Mitarbeiterin habe er ausrichten lassen: "Sie wissen, dass das rechtsanwaltliche Standesrecht uns verbietet, solche Fragen zu beantworten." Dass Wulff sich nach dem Ende seiner Amtszeit als Staatsoberhaupt nicht zur Ruhe setzte, ist bekannt: Er ist Rechtsanwalt und arbeitet zudem unter anderem als Gastprofessor an einer Hochschule.
Obwohl wenig Fakten zu seinem Job öffentlich sind - die Kritik an dem CDU-Politiker kam prompt. Ralf Stegner, Vizechef der SPD, wird in der "Bild am Sonntag" mit den Worten zitiert: "In der Regel übernehmen Alt-Bundespräsidenten Ehrenämter und werden nicht Prokuristen von Modefirmen. Der lebenslange Ehrensold wird schließlich gewährt, damit ehemalige Staatsoberhäupter nicht gezwungen sind, sich etwas dazu verdienen zu müssen."
Die Linkspartei geht noch weiter – sie plädiere für eine Gesetzesänderung über die Versorgung früherer Bundespräsidenten, heißt es in dem Artikel. Sahra Wagenknecht, Fraktionschefin der Partei im Bundestag, sagte dem Blatt: "Es kann nicht sein, dass Wulff jährlich 236.000 Euro vom Steuerzahler erhält und private Einkünfte überhaupt nicht angerechnet werden. Das ist inakzeptabel und befördert Politikverdrossenheit. Wir werden im Bundestag einen Antrag einbringen, der diesen Missstand behebt."
"Yargici"-Geschäftsführer Erik Schaap sagte der Zeitung, Wulff begleite die Firma seit dem Markteintritt Anfang 2016 juristisch. Und: "Im Grunde war es Herr Wulff, der das Unternehmen dazu motiviert hat, in Deutschland zu starten."
"Bild" und der CDU-Politiker während der "Wulff-Affäre" ziemlich beste Feinde
Wulff war 2012 als Bundespräsident zurückgetreten, nachdem die Staatsanwaltschaft Hannover die Aufhebung seiner Immunität wegen des Verdachts der Vorteilsannahme beantragt hatte. Vor allem die "Bild"-Zeitung berichtete damals umfangreich über die sogenannte "Wulf-Affäre" und lieferte sich heftige Auseinandersetzungen mit dem Politiker. 2014 wurde Wulff freigesprochen.
Der CDU-Politiker war vor seiner Amtszeit als Bundespräsident lange Jahre Abgeordneter im niedersächsischen Landtag und schließlich Ministerpräsident des Landes.

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