Deutschland hat 2022 mit mehr als zwölf Prozent erneut die vierthöchste Schulabbrecherquote in der Europäischen Union verzeichnet. Das geht aus Zahlen der europäischen Statistikbehörde Eurostat hervor, die dem Redaktionsnetzwerk Deutschland am Montag vorlagen. Daten für das Jahr 2023 gab es demnach noch nicht.
In Deutschland brechen demnach deutlich mehr junge Menschen die Schule ab als im EU-Durchschnitt. Die Bundesrepublik hatte 2022 eine Abbrecherquote von 12,2 Prozent, die EU insgesamt eine von 9,6 Prozent. Die deutsche Quote war die vierthöchste nach Rumänien (15,6), Spanien (13,9) und Ungarn (12,4). Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) fordert angesichts der Zahlen "eine bildungspolitische Trendwende".
Grundkompetenzen der Kinder sollen besser werden
Die EU-Durchschnittsquote hat sich seit 2018 um 0,9 Prozentpunkte verbessert, die deutsche im gleichen Zeitraum um 1,9 Punkte verschlechtert. Allerdings senkte Deutschland von 2021 auf 2022 die Quote in ähnlichem Maße wie die EU insgesamt: um 0,3 Punkte. Dennoch verzeichnete die Bundesrepublik damit erneut eine hohe Schulabbrecherquote. Dies müsse Bund und Länder umtreiben, sagte Stark-Watzinger den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Jeder Schulabbruch ist einer zu viel. Denn hier geht es nicht nur um die Zukunft der Kinder, sondern auch den Wohlstand unseres Landes."
Stark-Watzinger will deshalb bei den Grundkompetenzen wie Lesen, Schreiben und Rechnen ansetzen. "Dass Deutschland erneut die vierthöchste Schulabbrecherquote in Europa hat, muss Bund und Länder umtreiben", sagte die FDP-Politikerin den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Mit dem milliardenschweren "Startchancen"-Programm zur gezielten Förderung von Brennpunkt-Schulen solle ab dem nächsten Schuljahr der Einstieg geschafft werden. "Aber auch darüber hinaus sollten die Anstrengungen erhöht werden, damit die Quote sinkt und wir diese jungen Menschen nicht dauerhaft verlieren."
Die EU-weit durchschnittliche Schulabbrecherquote hatte sich von 2018 bis 2022 von 10,5 auf 9,6 Prozent verbessert. 2018 stand Deutschland dabei mit 10,3 Prozent noch besser da als der EU-Durchschnitt. Seit 2019 ist dies allerdings vorbei.