Ein als Unterstützer der Zwickauer Neonazis inhaftierter 37-jähriger Rechtsextremist kooperiert nach einem Medienbericht mit den Behörden und soll den langjährigen NPD-Funktionär Ralf Wohlleben schwer belasten. Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtete am Sonntag, Holger G. habe gestanden, eine von Wohlleben besorgte Pistole an das untergetauchte Neonazi-Trio übergeben zu haben. Dies sei 2001 oder 2002 gewesen. Der Zwickauer Zelle werden insgesamt zehn Morde an Einwanderern und einer Polizistin zwischen 2000 und 2007 zur Last gelegt.
G. soll dem "Spiegel" zufolge gestanden haben, die Neonazis im Untergrund noch im Mai 2011 beim Besorgen eines Reisepasses unterstützt zu haben. Zuvor habe er die Zelle mit einem Führerschein, Krankenkassenkarten und einer ADAC-Karte versorgt. Bereits kurz nach dem Abtauchen der drei Neonazis 1998 habe NPD-Mann Wohlleben ihn um Geld für die Flüchtigen gebeten, habe G. den Ermittlern zu Protokoll gegeben. Er habe daraufhin 3000 Mark gespendet. 2000 oder 2001 habe Wohlleben ihn gebeten, einen ersten Reisepass für das Mitglied der Zelle, Uwe Böhnhardt, erstellen zu lassen. Den Pass habe er konspirativ auf dem Zwickauer Bahnhof übergeben. Den Kontakt zu den Flüchtigen stellte demnach Wohlleben her, der ihm eine geheime Telefonnummer gegeben habe.
"Spiegel" berichtet über Ermittlungspannen
Zum Waffentransport sagte G. den Ermittlern dem Bericht zufolge, er habe eine Reisetasche mit einem Stoffbeutel transportiert, den ihm Wohlleben gegeben habe. Darin habe er eine Pistole ertastet. Auf seine Fragen habe Wohlleben geantwortet, es sei besser, wenn er, G., nicht wisse, was die drei damit vorhätten. Die mittlerweile inhaftierte Beate Zschäpe habe ihn am Zwickauer Bahnhof abgeholt und zu den beiden inzwischen toten mutmaßlichen späteren Serienmördern Böhnhardt und Uwe Mundlos gebracht. Einer von beiden habe die Pistole ausgepackt und durchgeladen. Danach habe er sich geweigert, weitere Kurierdienste für das Trio zu übernehmen, sagte G. nach Informationen des "Spiegel" den Ermittlern.
Der "Spiegel" berichtete auch über eine mögliche Ermittlungspanne. Demnach soll es das Bundeskriminalamt versäumt haben, nach der Verhaftung G.s im November 2011 den Arbeitsplatz des Beschuldigten zu durchsuchen. Zschäpe sitzt in Untersuchungshaft und macht keine Aussagen.