Familienreport 2009 Der Babyboom hat eine Schattenseite

In Deutschland werden wieder mehr Babys geboren. Vor allem Frauen zwischen 30 und 40 Jahren bekommen häufiger Kinder, lautet ein Fazit des Familienreports 2009. Doch Familienministerin Ursula von der Leyen warnt: Besonders für die vielen Alleinerziehenden bedeuten Kinder häufig finanzielle Not.

Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen hat vor einem Nachlassen bei der Familienförderung gewarnt und eine verstärkte Unterstützung Alleinerziehender gefordert. Jede fünfte Familie in Deutschland bestehe aus Alleinerziehenden, sagte die CDU-Politikerin am Montag in Berlin bei der Vorstellung des Familienreports 2009. Rund 40 Prozent von ihnen lebten von Hartz IV. Das seien etwa 660.000 Mütter oder Väter mit rund einer Million Kindern. Bei ihnen gebe es bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf noch erheblichen Handlungsbedarf.

Von der Leyen verwies dabei auf eine Befragung von Alleinerziehenden, die auf der Suche nach einem Arbeitsplatz sind. Dabei gaben 43 Prozent an, dass sie Kinderbetreuung benötigen, aber nur 3 Prozent hätten bei der Jobsuche entsprechende Betreuungsangebote erhalten.

Zwar sei der Anteil der Alleinerziehenden leicht rückläufig, aber flexible Kinderbetreuung und soziale Netze spezifischer Art seien notwendig, mahnte die Ministerin. "Alleinerziehende sind genauso leistungsbereit wie andere, wollen wirtschaftlich unabhängig sein und sind gut ausgebildet." Das Familienministerium habe deshalb zu ihrer Unterstützung das Projekt "Vereinbarkeit für Alleinerziehende" gestartet.

Wie Deutschland aus der aktuellen Wirtschaftskrise herausgehe, werde von der Familienpolitik abhängen, erklärte von der Leyen weiter. Die Annahme, Familienpolitik sei in konjunkturell rauen Zeiten nachrangig, sei falsch, vielmehr sei sie die "Voraussetzung für Wachstum und Wohlstand".

Mit Blick auf die gestiegenen Geburtenzahlen im vergangenen Jahr warnte von der Leyen vor zu großem Optimismus. Die Ergebnisse seien kein Grund zur Euphorie, jedoch ein Grund zur Zuversicht. "Wir müssen enorm aufpassen, dass das so bleibt", so die Ministerin.

Die Geburtenrate pro Frau hat sich dem Familienreport zufolge von 1,33 Kinder im Jahr 2004 auf 1,37 Kinder im Jahr 2007 erhöht. Wissenschaftler halten allerdings eine Quote von mindestens 1,6 für nötig, um den Bevölkerungsschwund durch Sterbefälle auszugleichen. Frankreich zum Beispiel hat eine Quote von 1,9. Das Statistische Bundesamt schätzt die Gesamtzahl der Geburten 2008 auf bis zu 690.000. Im Jahr 2007 waren es 684.862 Geburten. Zugenommen habe die Zahl der Geburten vor allem bei Frauen zwischen 30 und 40 Jahren, sagte von der Leyen.

Umfragen im Familienreport zufolge wächst auch der Wert der Familie. 90 Prozent der Deutschen halten sie für wichtig. 50 Prozent der Befragten sind der Meinung, die Familienpolitik der Bundesregierung habe die Situation der Familien verbessert. Fünf Prozent sehen eine Verschlechterung. Ein Drittel (34 Prozent) hält die Situation für unverändert.

AP · DPA
mad/DPA/AFP/AP