Herr Güllner, die Linkspartei ist erstmalig in ein westdeutsches Parlament eingezogen. Wie lässt sich der Erfolg erklären?
In Bremen herrscht eine besondere Situation: Die Finanznot macht der Stadt zu schaffen, die Werftenkrise ist nicht überwunden, insgesamt kommen die Umstrukturierungen nicht voran. Deshalb gibt es in Bremen eine Protestkultur. Davon haben früher die Rechten mehr profitiert als heute, weil ein Teil des Protests nun nach links gegangen ist.
Zu denen in weitesten Sinne auch die Grünen gehören, die ihr bestes Wahlergebnis bei einer Landtagswahl erzielt haben
Stadtstaaten wie Bremen oder auch Hamburg sind traditionell linker als Flächenstaaten. So gibt es einen prozentual hohen Anteil von Studenten und Universitäts-Angehörigen, was Linkspartei und Grüne gute Chancen eröffnet.
Lothar Bisky, Chef der Linkspartei, bejubelt den Erfolg als "historisch" - zu Recht?
Das kann man so nicht sagen. Bei der letzten Bundestagswahl hat die Linkspartei in Bremen 7000 Stimmen mehr geholt als bei der jetzigen Bürgerschaftswahl. Den Zulauf zu den Linken gibt es also schon länger.
Nächstes Jahr wird in Bayern, Hamburg, Hessen und Niedersachsen gewählt. Erwarten Sie, dass die Partei bei den Landtagswahlen in die Parlamente einziehen wird?
Nein, ich glaube ich nicht daran, dass die Linkspartei die Fünf-Prozent-Hürde dort schaffen wird. In den Flächenstaaten ist die politische Situation und Kultur anders. Eine Ausnahme könnte höchstens das Saarland sein, aber auch nur, weil dort der Linkspartei-Fraktionschef Oskar Lafontaine zu Hause und populär ist.