Glosse Nicht veröffentlichen! Muckibuden-Reinigungsdamen aller Studios ...

... vereinigt Euch. Denn so kann es nicht weiter gehen. Es ist keinesfalls länger hinzunehmen, dass Frauen, zumeist mit Migrationshintergrund, in den Umkleideräumen männlicher Sporttreibender unter entwürdigenden Umständen ihren Dienst verrichten müssen.

Schon klar. Für Sie ist das kein Problem. Sie sind eine Frau. Oder sie sind ein Mann und haben nie ein Fitnessstudio von Innen gesehen. Und genau deshalb sind sie nicht vertraut mit einem der entwürdigendsten sozialen Phänomene unserer Zeit. In fast allen namhaften Muckibuden dieser Republik sind Frauen mittleren Alters, zumeist mit Migrationshintergrund, für die Reinigungstätigkeiten zuständig. Es handelt sich selten um Damen unter 40 und selten um Damen, die größer sind als 1,70 Meter. Und es handelt sich immer um Damen, die ihre Arbeit gesenkten Hauptes erledigen, weil Ihnen etwas zugemutet werden, die sich keine andere Frau gerne antun würde: Die Umkleide der Männer. Auf diese Form der Unterdrückung muss endlich aufmerksam gemacht werden.

Es betrifft Tausende

Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich bin weit davon entfernt, mich philosophisch oder praktisch mit dem Feminismus gemein zu machen. Aber hier geht einfach etwas zu weit. Und es ist ein bundesweites Phänomen, es betrifft Tausende. Ich weiß das, weil ich mich seit Jahren durch diverse Studios dieses Landes quäle, um meinen Leib - Hex! Hex! - in den eines behänden Leoparden zu verwandeln. Und in allen Studios der Republik, in München, in Hamburg, in Berlin, Rio, Tokio, sind mir diese Frauen begegnet. Immer.

Die Frauen mit den roten Polohemden

Zuerst sah ich sie draußen, dort, wo die Laufbänder und die Geräte stehen. Dort sind die Damen ganz normale Reinigungskräfte, die Tag und Nacht arbeiten müssen, weil diese Studios eben oft 24 Stunden offen haben. Draußen haben die Frauen sogar das Potenzial, Aggressionen auf sich zu ziehen, etwa dann, wenn sie dem behänden Athleten vor, neben und hinter den Füßen herwischen, während dieser auf dem Laufband gerade zum entscheidenden Spurt ansetzt. Weil die Frauen, die übrigens immer rote Polohemden tragen, alle, wirklich alle Ränder, Ecken und Kanten der Lauf-Quälmaschine reinigen müssen, bringen sie den Leoparden fast sicher aus dem Rhythmus. Bei hohen Geschwindigkeiten kann ein Sturz Leben kosten.

Schamesröte im Gesicht

Aber egal. Im Umkleideraum ist das alles anders. Da werden die Frauen unterdrückt. Sie verrichten ihre Arbeit gesenkten Hauptes, weil das, was sie dort sehen müssen, jeder anständigen Frau, nicht zuletzt aus religiösen Gründen, die Schamesröte ins Geicht treiben muss. Da stehen, triefende Männer, splitterfasernackt, im angehenden 21. Jahrhundert übrigens fast ausnahmslos ganzkörper-enthaart, und diese armen Frauen müssen drumherumwischen, während die Adonisse duschen oder sich ankleiden. Wo gibt's denn so etwas? Und warum mutet man das genau diesen Frauen zu? Dabei ist die Situation nicht nur für die Frauen peinlich, sondern auch für die Männer: Auch sie sind peinlich berührt, ihr Schamgefühl ist verletzt, manche tragen bleibende Schäden davon.

Mit dieser latenten Form der Unterdrückung muss nun Schluss sein. Hiermit fordere ich alle Fitness-Studios dieses Landes auf, ihren armen Reinigungskräften den Gang in die Herren-Umkleide zu ersparen - oder, ausgleichende Gerechtigkeit, künftig dafür zu sorgen, dass es Männer, mit oder ohne Migrationshintergrund sind, die künftig bei den Damen sauber machen. Vielleicht dient das der Revolution.