Eigentlich wollte Carolin Emcke in ihrer Gastrede auf dem Bundesparteitag der Grünen vor Spaltung, Hetze und Wissenschaftsfeindlichkeit in der Gesellschaft warnen. Stattdessen wird nun vor allem über einen Vergleich in ihrer Rede diskutiert, für die sie am Freitag per Video dem Parteitag zugeschaltet war.
Wörtlich sagte Emcke zunächst, es sei "ganz gleich, welche Parteienkonstellation in die nächste Regierung eintreten wird". Und konstatierte dann: "Die radikale Wissenschaftstfeindlichkeit, die zynische Ausbeutung sozialer Unsicherheit, die populistische Mobilisierung und die Bereitschaft zu Ressentiment und Gewalt werden bleiben." Anschließend wies sie darauf hin: "Vermutlich werden es dann nicht die Juden und Kosmopoliten, nicht die Feministinnen und die Virolog:innen sein, vor denen gewarnt wird, sondern die Klimaforscher:innen."
Carolin Emckes Rede polarisiert
Der Vergleich von Juden und Klimaforscher:innen wiederum spaltete die Gemüter. Während Emcke von einer Seite Zuspruch für ihre Worte erhält, hagelt es von anderer Seite Kritik.
Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag Katrin Göhring-Eckardt dankte Emcke auf Twitter für eine "große Rede große Rede für Aufklärung, für Wahrheit, die zumutbar ist, für die Wirklichkeit."
Der Ex-Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir fand zwar ebenfalls Lob für die Rede, die deutlich gemacht habe, dass die Demokratie von vielen Seiten bedroht sei. Er fand aber, dass die fragliche Formulierung unglücklich sei.
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Schärfere Töne kamen dagegen unter anderem von CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak, der sich über eine "geschichtsvergessene Entgleisung aufregte" und eine Klarstellung von Annalena Baerbock verlangte.
Carolin Emcke selbst äußerte sich nach ihrer Rede wiederum bislang noch nicht selbst öffentlich zur Kritik an ihrer Ansprache.
Im Video: Zum Auftakt des Bundesparteitages hat Grünen-Chef Robert Habeck eindringlich für mehr Klimaschutz und mehr Investitionen geworben. Klimaschutz müsse dabei den sozialen Ausgleich im Blick haben, sagte Habeck am Freitag in Berlin.