Der Linke-Fraktionsvorsitzende Gregor Gysi will am Sonntag definitiv erklären, ob er weitermacht oder im Herbst aufhört. "Wie es mit mir weitergeht, werde ich beim Bundesparteitag in Bielefeld verkünden. Die Partei wird von mir erfahren, was ich vorhabe", sagte der 67-Jährige dem Bielefelder "Westfalen-Blatt". Gysi betonte, dass er seine Familie nicht zum Parteitag eingeladen habe. Spekulationen darüber waren als Zeichen für seinen Rückzug aus der Tagespolitik gewertet worden. Dazu Gysi: "Ich weiß gar nicht, wie dieser Erwartungsdruck entstehen konnte. Wenn ich eine Entscheidung treffe, entweder zu bleiben oder nicht, dann sage ich das zuerst dem Parteitag und nicht den Medien. Und der Parteitag tagt in Bielefeld, Punkt."
Gysi führte aus, er selbst habe sich "fest vorgenommen, das Alter wirklich zu genießen". Auf den Wahlkampf 2017 im Bund freue er sich jedenfalls schon jetzt "wie verrückt", egal in welcher Rolle er dabei sein werde. Außerdem freue er sich, dass er in seinem Alter "als Fraktionsvorsitzender eigentlich täglich souveräner" werde.
Wagenknecht und Bartsch als Wunsch-Nachfolger
In der "Leipziger Volkszeitung" bedauerte Gysi, dass ihm seine Stellvertreter Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch derzeit nicht die Kärrnerarbeit im Bundestag abnähmen. "Aber es war immer mein Vorschlag, dass, wenn ich irgendwann aufhöre, die beiden die Nachfolger werden." Wagenknecht ist Wortführerin des linken Flügels der Partei, Bartsch gehört dem gemäßigten Reformflügel an. Beider Ziel müsse es sein, "für die Fraktion und die Partei den Kompromiss zu finden", appellierte Gysi. Allerdings hatte Wagenknecht zuletzt angekündigt, dass sie im Herbst nicht für den Vorsitz der Bundestagsfraktion kandidieren werde.
Seine Partei forderte Gysi auf, sie müsse sich "einiges einfallen lassen, um aus der 10-Prozent-Marke rauszukommen". Er selbst habe dazu ein paar Ideen, die er in Bielefeld präsentieren wolle. "Uns fehlt noch der letzte Ruck. Man muss regieren wollen und muss das auch ausstrahlen", fügte Gysi hinzu. Auch bei einer Regierungsbeteiligung müsse die Linke "es schaffen, gleichzeitig Opposition zu bleiben".
Ramelow will pazifistische Haltung aufgeben
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow forderte seine Partei zu einer neuen Positionierung gegenüber dem Militär auf. "Wir sollten unser Verhältnis zur Bundeswehr klären", sagte der Linken-Politiker der "Rheinischen Post". Die Bundeswehr sei als Verteidigungsarmee nötig, und es sei "nicht in Ordnung, dass die Bundeswehr schlechte Gewehre, schlechte Schiffe und schlechte Hubschrauber hat". Er habe Hochachtung vor jedem, der sich als Pazifist bezeichne. "Aber das sehe ich nicht als Handlungskonzept für eine Nation wie Deutschland", betonte Ramelow.