Markus Söder Stoibers "Stürmer"

Der neue Generalsekretär der CSU heißt Markus Söder und kommt aus Nürnberg. Während er für seine Gegner ein "oberflächlicher Sprüche-Klopfer" ist, sieht Edmund Stoiber in ihm eine politische Hoffnung.

Markus Söder liebt politische Paukenschläge und Provokationen. "Ich bin ein Stürmertyp", sagt der 36-jährige Nürnberger über sich selbst, "ich gehe auch mal dahin, wo es wehtut". Dazu wird er in seinem neuen Job viel Gelegenheit bekommen: CSU-Chef Edmund Stoiber berief den promovierten Juristen am Mittwoch zum neuen CSU-Generalsekretär, nachdem Thomas Goppel soeben bayerischer Wissenschaftsminister wurde.

"Politische Hoffnung"

Für Stoiber zählt Söder zu den jungen "politischen Hoffnungen", von denen die CSU in dieser Altersgruppe nur wenige zu bieten hat. Der Ministerpräsident fördert den treuen Gefolgsmann seit langem. Schon mit 16 Jahren trat Söder der CSU bei und legte eine steile Karriere hin: Mit 27 gelang ihm der Sprung in den Landtag. Acht Jahre lang stand er an der Spitze der Jungen Union in Bayern, bis er im vergangenen Juli aus Altersgründen den Posten räumen musste.

Für das Amt des CSU-Generalsekretärs qualifiziert sich der gelernte Fernsehjournalist Söder durch sein Organisationstalent, vor allem aber durch sein Gespür für Stimmungen und das Talent, Themen zu "verkaufen". Der smarte Sonnyboy hat ein offenes Ohr für die Wähler. "Er versteht es, die jungen Leute zu begeistern", sagt Innenminister Günther Beckstein.

Pfeiffkonzert bei der Kanzlerrede

Söder verschaffte der CSU-Jugendorganisation viel Aufmerksamkeit, etwa mit einem Pfeifkonzert bei einer Kanzlerrede in München oder mit Wahlkampf für Stoiber am Strand von Rimini. Er verlangte, Ostdeutschen den Solidaritätszuschlag zu streichen, wenn sie weiter PDS wählten, und empfahl, im Unterricht die Nationalhymne häufiger abzusingen - zur besseren Integration. "Ich schieße auch mal übers Tor", sagt Söder.

Wegen seines Drangs zur Selbstdarstellung und seines forschen Karrierebewusstseins wird Söder in der CSU argwöhnisch beäugt. Manche Parteikollegen sehen ihn als "oberflächlichen Sprüche-Klopfer". Besonders mit dem bisherigen CSU-Fraktionschef Alois Glück gab es Probleme. In der Partei zählt er weder zum liberalen noch zum konservativen Flügel.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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Kritik perlt an ihm ab

Söder ließ Kritik meist an sich abperlen und verwies auf seine Wahlergebnisse: "Die kriegt man nicht nur, wenn man ein oberflächlicher Kasper ist." Bei der Landtagswahl im September gewann der Franke zum dritten Mal in Folge sein Direktmandat in Nürnberg-West und baute sein Ergebnis auf 54,8 Prozent aus.

In der vergangenen Legislaturperiode setzte Söder auf Sacharbeit. Er war Vize-Vorsitzender der Enquete-Kommission zur Energiepolitik und saß im Hochschul- und Wirtschaftsausschuss. Außerdem widmete sich der frühere TV-Redakteur seinem Spezialgebiet Medien: Seit 2000 ist Söder Chef der CSU-Medienkommission, seit 2002 sitzt er im ZDF-Fernsehrat.

Rettung des Sandmännchens

Der Kontrolleur Söder mischt sich nicht nur in Debatten um Gebührenerhöhungen ein, sondern auch in die Programmgestaltung: Der Vater zweier Kinder forderte beispielsweise die Rettung des Sandmännchens. Durch einen trotteligen fränkischen Tatort-Kommissar sah der gebürtige Nürnberger das Ansehen seiner Heimatregion verunglimpft. Diese wollte er am liebsten schon einmal umbenennen: von "Mittelfranken" in "Franken 1".

Irene Preisinger