Möllemann Kubicki glaubt nicht an Freitod

Der schleswig-holsteinische FDP-Fraktionschef und langjährige Freund von Jürgen Möllemann, Wolfgang Kubicki, hat Vorwürfe gegen die Parteispitze erhoben.

Der schleswig-holsteinische FDP-Fraktionschef und langjährige Freund von Jürgen Möllemann, Wolfgang Kubicki, hat Vorwürfe gegen die Parteispitze erhoben. Zwar trage kein FDP- Politiker Schuld an Möllemanns Tod. "Aber sicherlich werden einige Herren aus der Führungsspitze meiner Partei es heute bereuen, dass sie nicht nur den Politiker, sondern auch die Persönlichkeit Jürgen Möllemann so massiv in Frage gestellt haben", sagte Kubicki der "Bild am Sonntag". Er glaubt trotz zunehmender Hinweise nicht an einen Freitod des langjährigen FDP-Spitzenpolitikers Möllemann, sondern eher an einen Unfall. Auch Fremdverschulden schloss er nicht aus.

Keinen nachvollziehbaren Grund

"Für einen Selbstmord gibt es keinen nachvollziehbaren Grund", sagte Kubicki der Zeitung. "Warum sollte er sich gerade jetzt umbringen? Er hat es im November nicht getan, als klar wurde, dass seine Karriere in der FDP zu Ende ist. Er hat es im März nicht getan, als er zum Parteiaustritt genötigt wurde."

Möllemann war am Donnerstag bei einem Fallschirmsprung am westfälischen Flughafen Marl-Loemühle in den Tod gestürzt. Inzwischen verdichten sich die Anzeichen für einen Freitod des 57-Jährigen. Die technische Untersuchung an den Fallschirmen ergab nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft weder einen Fehler noch eine Manipulation. Der Hauptschirm habe sich aus noch nicht geklärter Ursache in einer Höhe von 1000 Metern gelöst, anschließend habe Möllemann den Reserveschirm jedoch nicht betätigt.

Auf Durchsuchung vorbereitet

Kubickis Ehefrau, die Rechtsanwältin Annette Marberth-Kubicki, vertrat Möllemann in den Ermittlungen wegen Steuerhinterziehung, Untreue und Verstoßes gegen das Parteiengesetz vor Gericht. Auf die von Staatsanwaltschaften angeordnete Durchsuchung seiner Privat- und Geschäftsräume sei Möllemann "lange vorbereitet" gewesen, erklärte Kubicki in der "Bild am Sonntag". Seine Frau wisse "aus intensiven Gesprächen, dass er nichts zu befürchten hatte. Wir haben uns sogar für die Woche nach Pfingsten in Hamburg verabredet. Er wollte seine politischen Pläne mit mir diskutieren."

Energie und Zuversicht

Möllemann habe "mit großer Energie und Zuversicht" daran gearbeitet, wieder nach oben zu kommen, sagte Kubicki. "Am wahrscheinlichsten" erscheine ihm ein Unfall. "Dass ein Fallschirm versagt, kann immer passieren. Aber auch Fremdverschulden sollte man nicht von vornherein ausschließen." Zu Berichten, Möllemann sei in zweifelhafte Waffengeschäfte verwickelt gewesen, sagte das FDP- Bundesvorstandsmitglied: "Spekulationen dieser Art gab es immer wieder. Aber da fehlt mir wirklich jeder Hinweis."

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