Beim Wort genommen
"Managergehälter werden auf das 20-fache des Gehalts eines sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der untersten Lohn- und Gehaltsgruppe begrenzt." (100-Punkte-Programm der Linkspartei)
Die Sicht der Linken
Überall, an Stammtischen wie in Uni-Seminaren, wird über die Höhe von Managergehältern gestritten. Für die einen ist es eine typisch deutsche Neiddiskussion, für die anderen eine Debatte über soziale Gerechtigkeit. Die Linkspartei will Managergehälter begrenzen, wie
Herbert Schui
, der wirtschaftspolitische Sprecher der Fraktion, im Gespräch mit stern.de erklärt: "Im Gegensatz zu den Löhnen nehmen die Managergehälter in Deutschland rasant zu. Sie stehen in keinem Verhältnis zur Leistung. Das ist möglich, weil die Manager sich selbst bedienen können. Zwischen dem Vorstand und dem Aufsichtsrat, der über die Managergehälter entscheidet, herrscht ein freundschaftliches Geben und Nehmen.
Zwischen 1997 und 2007 haben die Vorstandsbezüge der Dax-30-Unternehmen um über 240 Prozent zugenommen, die Angestelltenverdienste dagegen nur um 31 Prozent. Ein Vorstandsvorsitzender eines Unternehmens aus dem Dax 30 verdiente 2007 im Schnitt rund 5,3 Millionen Euro, wenn man die Altersversorgung berücksichtigt. Das entspricht in etwa dem 200-fachen des durchschnittlichen Brutto-Arbeitnehmerentgeltes.
Die Linkspartei beruft sich bei Ihrer Forderung auf J. P. Morgan. Der Gründer der heutigen Morgan & Stanley-Bank begrenzte Ende des 19. Jahrhunderts in seinem Unternehmen die Managerbezüge auf das Zwanzigfache des untersten Angestelltenlohns. Diese Regel erlaubt es durchaus, Managergehälter zu erhöhen - allerdings nur, wenn auch die Löhne der Beschäftigten entsprechend steigen."
Gustav A. Horn
Wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in der Hans-Böckler-Stiftung
"Das ist Unfug, da - unabhängig von den Schwierigkeiten der Überprüfung - die Eigenverantwortung der Unternehmen für ihre Gehaltszahlungen geschwächt wird. Es liegt in der Kompetenz jedes Aufsichtsrates, im Interesse des Unternehmens zu verhindern, dass Managergehälter aus dem Ruder laufen. Davon unabhängig ist zu prüfen, ob extrem hohe Gehälter auch noch weiter steuerlich abzugsfähig bleiben sollten und die Allgemeinheit ein solches Verhalten noch unterstützen sollte."
Winfried Fuest
Institut der deutschen Wirtschaft, Köln
"Das wäre ein weiterer massiver Eingriff in die Tarifautonomie und nicht mit dem Grundgesetz vereinbar. Offenbar planen die Linken die Abschaffung der Marktwirtschaft und eine Rückkehr zur Staatswirtschaft, die bekanntlich auf ganzer Linie versagt hat. Die Managergehälter werden vom Vorstand vorgeschlagen und vom Aufsichtsrat genehmigt. In den Aufsichtsräten der großen Dax-Unternehmen sitzen auch Gewerkschafts- und Arbeitnehmervertreter. Diese können schon heute 'überhöhte Gehälter' nicht genehmigen und damit dem Vorstand die Entlastung verweigern. Zudem ist die Limitierung von den Linken rein willkürlich festgelegt und schon deshalb nicht praktikabel, weil die Manager erfolgsabhängig entlohnt werden. Da im Ausland derartige Beschränkungen nicht existieren, würden die besten Manager ins Ausland abwandern und die weniger Guten in Deutschland bleiben. Damit wäre auch den Arbeitnehmern nicht gedient, weil die Unternehmen dann ebenfalls nicht mehr so erfolgreich wären und in der Krise Arbeitsplätze verloren gingen."
Ulrich Thielemann
Vizedirektor des Instituts für Wirtschaftsethik, Universität St. Gallen
"Der Vorschlag greift zu tief in die Vertragsfreiheit ein. Aber man muss klar sehen, dass Managervergütungen nicht einfach eine Privatangelegenheit sind. Dies zeigt eindrücklich die gegenwärtige Bankenkrise, die weite Kreise in Mitleidenschaft zieht und für deren Bewältigung offenbar die Allgemeinheit aufkommen muss. Diese ist zu wesentlichen Teilen durch das aggressive Setzen von 'Anreizen' ans Topmanagement und an Bankmitarbeiter ausgelöst worden. Die variablen Vergütungen sind das Problem. Sie verändern den Geist eines Unternehmens. Das Sinnen und Trachten der Mitarbeiter bis hinauf ins Topmanagement wird dann von der sachlichen Aufgabenerfüllung auf Gier umgestellt. Und da ist dann bald jedes Mittel recht, was den Shareholder Value und damit den Bonus steigert. Dieser (Un-)Geist widerspricht dem deutschen Aktienrecht. Dieses verpflichtet den Vorstand nämlich darauf, das Unternehmensinteresse zu wahren und zu fördern. Und das ist etwas anderes als der Börsenwert, auch etwas anderes als die Interessen der Aktionäre, der Mitarbeiter und erst recht natürlich nicht das Eigeninteresse des Vorstands selbst. Gute Manager brauchen keine Anreize. Sie wollen von sich aus das Unternehmen gut führen."
Schlechte bis sehr schlechte Realisierungschancen
Auch wenn es für viele Malocher ärgerlich ist, wenn ihr Chef ein vielfaches verdient: Es kann in der Marktwirtschaft keine gesetzlichen Begrenzungen der Managergehälter geben.
Was denken Sie über die Höhe von Managergehältern? Diskutieren Sie mit den Lesern in der Kommentarspalte