Der inhaftierte RAF-Terrorist Christian Klar hat einem Bericht zufolge schon vor Jahren die Folgen seiner Taten bedauert. Laut "Spiegel" schrieb der verurteilte Mörder bereits 2003 an den damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau: "Selbstverständlich muss ich eine Schuld anerkennen. Ich verstehe die Gefühle der Opfer und bedauere das Leid dieser Menschen." Klar hat ein Gnadengesuch eingereicht, das derzeit von Bundespräsident Horst Köhler geprüft wird.
Nach dem Bericht des Nachrichtenmagazins kommt ein rund 130 Seiten starkes Gutachten des Freiburger Kriminologen Helmut Kury zu einem positiven Urteil über Klar. Die Expertise liege nun im baden-württembergischen Justizministerium und solle auch an das Bundespräsidialamt geleitet werden. Bundespräsident Horst Köhler prüft derzeit das Gnadengesuch Klars, das noch aus der Zeit von Altbundespräsident Johannes Rau stammt.
In der seit Wochen hitzig geführten Debatte um die Begnadigung Klars und die Haftentlassung auf Bewährung für das frühere RAF-Mitglied Brigitte Monhaupt plädiert auch die frühere Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts, Jutta Limbach, für die Freilassung der Langzeitgefangenen. Sie teile die Ansicht, dass Begnadigungen eine Stärke des Rechtsstaats seien, sagte Limbach am Samstag dem Deutschlandradio Kultur. Der Rechtsstaat habe sich in der Auseinandersetzung mit der RAF behauptet, argumentierte die Präsidentin des Goethe-Instituts. "Es ging darum, das Rechtsvertrauen der Bevölkerung zu erhalten. Das ist durch die Strafverfolgung gelungen", sagte Limbach.
Ex-BKA-Chef gegen Begnadigung
Der frühere Präsident des Bundeskriminalamtes, Hans-Ludwig Zachert, und der Stuttgarter Generalstaatsanwalt Klaus Pflieger haben sich gegen eine Begnadigung Klars gewandt. Zachert sagte dem Nachrichtenmagazin "Focus" laut Vorabmeldung, Klar habe keine Gnade verdient. Er sei "ein Eisblock, ein Mann ohne Reue". Auch befürchte er, dass Klar in Freiheit wieder gefährlich werden könnte, insbesondere deshalb, weil auch seine frühere Vertraute Brigitte Mohnhaupt freikommen werde.
Zwar geht Zachert nach eigenen Worten nicht davon aus, dass Klar wieder Attentate begehen würde. Es sei aber nicht ausgeschlossen, dass er und Mohnhaupt erneut agitieren würden. Pflieger, der die Anklageschriften gegen Klar und Mohnhaupt mitverfasste, sagte, er sehe für eine Begnadigung Klars keinen Raum. Der Häftling habe bislang keine Reue gezeigt, nicht ausgesagt und sei auch nicht schwer erkrankt. Eine Begnadigung sei ein nachträglicher Eingriff in eine gerichtliche Entscheidung und nur in seltenen Fällen gerechtfertigt.

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Klar seit 1982 in Haft
Klar sitzt seit 1982 im Gefängnis, zur Zeit im baden-württembergischen Bruchsal. Er war wegen der Morde am damaligen Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer, an Generalbundesanwalt Siegfried Buback und an dem Bankier Jürgen Ponto zu fünf Mal lebenslang verurteilt worden. Wegen der festgestellten "besonderen Schwere der Schuld" legten seine Richter eine Mindeststrafe von 26 Jahren Haft fest. Damit könnte er ohne einen Gnadenakt frühestens 2009 aus dem Gefängnis entlassen werden.