Rede in Berlin Obama will mehr Einsatz fordern

Die Rede von Barack Obama findet zwar erst am Abend statt, doch bereits jetzt wird in Teilen bekannt, worüber der designierte US-Präsidentschaftskandidat sprechen wird: Er will ein größeres Engagement Europas im Kampf gegen den Terror fordern. Unterdessen hieß es aus dem Kanzleramt, Angela Merkel und Obama hätten ein "sehr offenes" Gespräch geführt.

Der Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten, Barack Obama, wird die Europäer nach Angaben seines Stabs zu mehr Einsatz im Antiterror-Kampf drängen. Obama werde Europa in seiner Rede am Abend auffordern, einen größeren Anteil an diesen Bemühungen zu tragen, sagte ein Mitarbeiter. Der US-Senator hat bereits angekündigt, im Fall seiner Wahl mehr US-Soldaten nach Afghanistan zu schicken. Er erwartet auch einen größeren Beitrag der Verbündeten dazu.

Ohne Deutschland zu erwähnen, hatte seine Beraterin Susan Rice gefordert, die Soldaten der Verbündeten dürften in ihrem Einsatz nicht eingeschränkt sein. Das Bundeswehr-Mandat ist auf den vergleichsweise ungefährlichen Norden Afghanistans beschränkt. Nach Angaben von Rice hat Obama die Rede im Wesentlichen selbst vorbereitet. Es werde in der Ansprache am Abend auch um die deutsch-amerikanische Freundschaft gehen.

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Die Bundesregierung hatte bereits in den vergangenen Tagen klar gemacht, dass sie Forderungen zu einem größeren Beitrag distanziert gegenüber steht. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Außenminister Frank-Walter Steinmeier wiesen auf das bestehende Engagement der Bundeswehr in Afghanistan und an anderen Krisenherden hin. Sie betonten, dass Deutschland sein Afghanistan-Mandat im Herbst voraussichtlich um 1000 Soldaten aufstocken wird und vor kurzem die Führung der Schnellen Eingreiftruppe übernommen hat, die in Krisensituationen eingreifen soll. Die Forderung nach mehr Beiträgen der Verbündeten wird als Kehrseite ihrer stärkeren Einbindung in das Vorgehen der USA gesehen.

"Offenes" Gespräch mit der Kanzlerin

Bereits am Mittag hatte sich Kanzlerin Merkel mit Obama zu einem einstündigen Gespräch im Kanzleramt getroffen. Die beiden Politiker hätten eingehend über außenpolitische Themen, aber auch über Wirtschafts- und Klimafragen gesprochen, teilte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm mit. "Es war ein sehr offenes und in die Tiefe gehendes Gespräch in sehr guter Atmosphäre", berichtete Wilhelm. Es war die erste Begegnung Merkels mit dem designierten Kandidaten der US-Demokraten.

Die Kanzlerin und Senator Obama hoben dabei die große Bedeutung von engen und freundschaftlichen deutsch-amerikanischen Beziehungen hervor, wie der Sprecher sagte. Das Gespräch sei bezüglich der Themen breit angelegt gewesen. Im Mittelpunkt stand nach Angaben des Sprechers die intensive Erörterung außenpolitischer Themen von Iran, Afghanistan, Pakistan, dem Nahost-Friedensprozess bis hin zum Nato-Gipfel 2009. Weitere Themen waren die Fortführung der transatlantischen Wirtschaftspartnerschaft, Klima- und Energiefragen, die Situation der Weltwirtschaft und die Notwendigkeit der Zusammenarbeit auf internationaler Ebene und in internationalen Organisationen zur Lösung wichtiger globaler Fragen.

DPA · Reuters
Reuters/DPA