Zweieinhalb Monate nach den massiven Übergriffen am Hauptbahnhof in Köln gesteht die Polizei, dass viel weniger Beamte in der Silvesternacht im Einsatz waren. Das berichtet die Zeitung "Express" und nimmt dabei Bezug auf Angaben eines Polizeisprechers. Bislang wurde die Zahl der eingesetzten Beamten mit 140 beziffert. Stattdessen seien aber nur 80 Landespolizisten vor Ort gewesen, heißt es in dem Bericht.
Als Grund für die Fehlerhaftigkeit der früheren Angaben führt der zitierte Polizeisprecher eine behördeninterne "Fehlinformation in der frühen Phase der Berichterstattung" an. "Es wurden alle Kräfte der Bereitschaftspolizei und nicht alle eingesetzten Kräfte des Gesamteinsatzes am Bahnhof zusammengezogen", sagte er dem Blatt.
Zudem sei die Zahl der Beamten am Kölner Hauptbahnhof nach Mitternacht nochmal wegen anderer Einsatzlagen in der Innenstadt reduziert worden. Zum genauen Umfang wolle sich die Polizei "aufgrund der anhängigen Strafermittlungsverfahren gegen eingesetzte Polizisten und Funktionsträger sowie den ehemaligen Polizeipräsidenten Wolfgang Albers" nicht äußern, schreibt "Express".
Polizei in Köln unter Vertuschungsverdacht
Inzwischen sind bei der Kölner Staatsanwaltschaft rund 1100 Anzeigen eingegangen. 471 davon wegen mutmaßlicher Sexualstraftaten. Die Zahl der identifizierten Beschuldigten liegt inzwischen bei 106 Personen - darunter sind nach Angaben der Polizei zu großen Teilen Nordafrikaner. 13 Beschuldigte sitzen in Untersuchungshaft.
Die Polizei geriet nach den Übergriffen in Kritik. Der Verdacht, dasss die Polizei anfangs noch gehofft hatte, die Vorfälle vertuschen zu können, stand schnell im Raum. Der Grund: In der ersten Pressemitteilung am frühen Neujahrsmorgen war von friedlichen Feiern und einer entspannten Einsatzlage die Rede gewesen. Die Überforderung der Beamten muss aber bereits in der fraglichen Nacht offenkundig gewesen sein.